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Gefährliche Altlasten

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Politik

Bill Clinton zieht für seine Frau Hillary in den Wahlkampf. Prompt holen Rivalen alte Skandale aus dem Hut.


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Boston. Hillary Clintons eigentlich wichtigster Verbündeter im Kampf um das Weiße Haus wird nun zu ihrem Risiko: ihr Ehemann Bill. Der ehemalige Präsident gilt als einer der besten Wahlkämpfer in den USA. Doch seit er in dieser Woche die Wahlkampfbühne für sie betreten hat, erinnern Hillary Clintons Konkurrenten an all die Skandale, in deren Mittelpunkt Bill Clinton während seiner Amtszeit in den 1990er Jahren stand.

Diese Woche absolvierte der Ex-Präsident seinen ersten Wahlkampfauftritt für seine Frau in New Hampshire. Bereits einen Tag zuvor hatte der Republikaner Donald Trump Bill Clinton mit dem Komiker Bill Cosby verglichen, dem vorgeworfen wird, mehr als 50 Frauen unter Drogen gesetzt und missbraucht zu haben. "Diese ganze Cosby-Geschichte ist schon komisch und er hat ein großes Problem", sagte Trump während eines Interviews in Boston. "Aber eigentlich sollten Sie besser Bill Clinton dazu befragen."

Bill Clinton, den Trump 2005 noch zu seiner dritten Hochzeit eingeladen hatte, lehnte in New Hampshire eine Reaktion ab. "Der redet viel. Ich habe keinen Kommentar." Paul Begala, früherer Berater von Bill Clinton und nun bei Hillary für das Einsammeln von Wahlkampfspenden aktiv, meinte hingegen, Trump habe eine doppelte Strategie verfolgt. Angriffe gegen Clinton würden nämlich auch dazu dienen, sich mit der "zornigen, alten, weißen, männlichen" Basis der Republikaner gutzustellen.

Einige Ungereimtheiten

Aber nicht nur alte Sexskandale holen die Clintons gerade ein. In den 1990er Jahren hatten republikanische Kongressabgeordnete einen Sonderermittler beauftragt, Immobilieninvestitionen des Ehepaars in das Whitewater-Projekt zu untersuchen. Der Ermittler konnte jedoch keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Zudem gab es kontroverse Diskussionen um den 1993 erfolgten Selbstmord von Vince Foster - ehemaliger Berater von Bill und Anwaltskollege von Hillary. Die Clintons sollen dabei eine ungeklärte Rolle gespielt haben. Auch der Tod des US-Botschafters in Libyen 2012 - Hillary war damals Außenministerin - wird immer wieder aufgerollt.

Doch Bill Clinton kann auch mit einer Reihe von Verdiensten auftrumpfen. Er hat 1997 erstmals nach beinahe 30 Jahren den Haushalt ausgeglichen und später sogar einen Überschuss erzielt. Als er 2001 aus dem Amt schied, erklärten 66 Prozent der Bevölkerung ihre Zustimmung zu Bill Clinton - obwohl er einer von nur zwei Präsidenten der US-Geschichte war, gegen den ein Amtsenthebungsverfahren angestrengt worden war, dies im Rahmen des Monica-Lewinsky-Skandals. Und so hat sein Wort immer noch Gewicht.

In seinem ganzen Leben habe er noch keinen Kandidaten erlebt, der besser für das Amt geeignet sei, sagte er in New Hampshire über seine Frau. Das Publikum war begeistert. Hillary Clinton war bei der Veranstaltung nicht anwesend, sie machte Wahlkampf in Iowa. In beiden Staaten finden im Februar die ersten Vorwahlen statt. Der Politikwissenschafter Arthur Sanders von der Drake University in Des Moines bezeichnet die Clintons als "kraftvolle Politikmaschine". Dass sie getrennt auftreten, habe Sinn, da sie so mehr Wähler erreichen können. "Er ist ein besserer Wahlkämpfer als sie. Er hat eine übergroße und gesellige Persönlichkeit und verschafft sich damit eine große Präsenz."