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Sebastian Coe kann zufrieden sein: Die Leichtathletik-WM hat schon mit seiner Wahl zum Weltverbandspräsidenten gut begonnen und ist ebenso zu Ende gegangen. Die Wettkämpfe waren hochkarätig, Zwischenfälle wie die zwei positiven Dopingproben kenianischer Athleten blieben Randnotizen, Superstar Usain Bolt hat mit seinem dritten WM-Gold-Triple wieder einmal alles überstrahlt. Doch das birgt auch gewisse Gefahren. Die Probleme, die diese Sportart weiterhin hat - Zuschauerschwund abseits der großen Titelkämpfe, Doping und dessen mögliche Vertuschung -, dürfen nicht übersehen werden. Auf Coe wartet viel Arbeit, auf die Strahlkraft eines Usain Bolt darf man sich keinesfalls verlassen. Genau in diese Falle könnte Coe nun aber tappen. In einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" sagte er nun: Er habe seit Muhammad Ali "nie jemand gesehen, der als Sportler die Aufmerksamkeit so auf sich zieht" wie Bolt, es gebe niemanden in irgendeiner anderen Sportart, "der einen so tiefgreifenden Einfluss auf junge Menschen hat", er sei damit für den Sport bedeutender als etwa Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Nun, abgesehen davon, dass Vergleiche zwischen verschiedenen Sportarten meistens hinken, droht den in den Himmel Gelobten allzu oft der tiefe Fall. Den Sport machen auch die Duelle der Stars untereinander aus, die in der Leichtathletik viel seltener sind als etwa im Fußball. Zudem kann allzu große Dominanz schnell in Langeweile umschlagen. Und die Frage, was wäre, wenn sich auch der Superstar einmal bei der Nahrungsaufnahme oder im Medikamentenschrank vergreift, will man sich gar nicht erst stellen. Freilich: Generalverdacht ist nie gut. Wegschauen vor möglichen Problemen macht’s aber nicht besser.