Die katholische Kirche ist zu vielen Menschen - in diesem Land wie auf der ganzen Welt - ein zu großes Anliegen, als dass über ihre Sorgen und Probleme gleichgültig hinweggesehen werden könnte.
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Die Kritiker aus Prinzip brauchen in diesem Fall einmal nicht zu interessieren; es geht um all jene, denen ihr Glaube am Herzen liegt.
Sicher, die Kirche ist keine Demokratie, will und kann dies wohl auch gar nicht sein; zudem ist jeder, dem es in ihr nicht gefällt, frei, seinen Hut zu nehmen und zu gehen. Das tun ohnehin genug. Umso genauer sollte die Amtskirche all jenen zuhören, die guten Willens sind.
Rom trägt die Last der Verantwortung für eine Weltkirche mit über 1,1 Milliarden Mitgliedern. Das wiegt schwerer, als sich viele vorzustellen vermögen. Genau diese Konstruktion mit ihrem einen, für alle sichtbaren Oberhaupt, dem Papst, hat viel zum Erfolg der Kirche als Institution durch die zwei Jahrtausende ihrer Geschichte beigetragen.
Am Gläubigen als mündigen Bürger kommt aber auch diese erfolgreichste aller Institutionen nicht vorbei. Zumindest dann nicht, wenn sie Wert darauf legt, auch in der westlichen Welt als Volkskirche zu überleben. Ein Mindestmaß an Mitsprache für die Menschen vor Ort bei der Personalauswahl ist heute einfach selbstverständlich.
Die Hartnäckigkeit, mit der Rom die Wünsche der Ortskirche bei Bischofsernennungen übergeht, verwundert umso mehr, weil es die Kirche in der Vergangenheit ja nicht an Flexibilität bei neuen Verhältnissen vermissen ließ. Neu ist nur, dass es nicht mehr weltliche Herrscher sind, die der Kirche Macht abtrotzen, sondern einfache Gläubige.
Das Thema Priestermangel schließlich trifft die Kirche in ihrem Innersten. Warum sie sich hier Lösungen verschließt, die sie im Prinzip - bei den unierten Kirchen, die keinen Pflichtzölibat kennen - bereits akzeptiert, verstehe, wer kann.
Vielen in der Kirche mag es verführerisch erscheinen, angesichts der angeblichen Verderbtheit unserer modernen Zeit wieder zu einer kleinen "Elite der Auserwählten" zu schrumpfen. Die Folgen wären von enormer Reichweite. Mit einem Erfolg sollte dieser Weg nicht verwechselt werden - weder für die Kirche noch für die Gesellschaft.