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Die ganzheitliche Betrachtung beugt Herzinfarkt und Schlaganfall vor.
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Wien. Schnellen die Blutzuckerwerte, der Blutdruck, der Cholesterinspiegel und der Bauchumfang im Laufe der Jahre in die Höhe, ist Feuer am Dach. Denn das Risiko, aufgrund dieser vier Symptomatiken einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ist signifikant erhöht. In ihrer Summe spricht man vom Metabolischen Syndrom. In Österreich sind laut Expertenschätzungen bis zu 30 Prozent der Bevölkerung von entsprechenden gesundheitlichen Problemen betroffen. Nach wie vor sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nummer eins.
Häufig werden die einzelnen Krankheitsbilder nicht nur unabhängig voneinander, sondern auch von unterschiedlichen Spezialisten behandelt. Um dem Metabolischen Syndrom Herr zu werden, "benötigen wir dringend ganzheitsmedizinische Strategien", betonte Gerhard Hubmann, Vizepräsident der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin (Gamed), am Dienstag. Er will vor allem in der Prävention und der Salutogenese - der Erhaltung der Gesundheit - ansetzen. Neben einem gesunden Lebensstil, entsprechender Ernährung und regelmäßiger Bewegung sei es aus ganzheitsmedizinischer Sicht etwa nötig, den Darm zu "sanieren". Ein physiologisches Säure-Basen-Gleichgewicht hilft, die Nahrung besser zu verstoffwechseln. Damit kann sichergestellt werden, dass der Organismus genug Energie für seine Mitochondrien - die Zellkraftwerke - entwickeln kann.
Einen Schwerpunkt legt die ganzheitliche Betrachtung auch auf die sogenannte orthomolekulare Medizin - auf individuell verabreichte Nahrungsergänzungen wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Die jüngste WHO-Warnung, wonach schlechte Ernährung zu einem immer größeren Gesundheitsrisiko für viele Menschen wird, zeigt, welchen Stellenwert das Problem schon eingenommen hat. Eine Sonderkommission soll Empfehlungen zur Bekämpfung von Fettsucht bei Kindern vorlegen. "Insulinresistenz, erhöhtes Cholesterin und Bluthochdruck sind auch schon bei Kindern zu beobachten", wie Hubmann betonte. Das Metabolische Syndrom wird offenbar "anerzogen".
Dass sich dieses nicht nur auf körperliche Beschwerden beschränkt, skizzierte Peter Hofmann von der Grazer Uniklinik für Psychiatrie. Das Zusammenwirken von Körper und Psyche führe zu einem Wechselwirkungsprozess. Daten würden belegen, dass Patienten mit Metabolischem Syndrom ein verdoppeltes Risiko für die Entwicklung einer Depression aufweisen und dass bei Depression das Risiko für die Entstehung eines solchen Syndroms auch fast zweimal so hoch ist. Er fordert Motivation als einen Schwerpunkt der Therapie.