Jerusalem - Mit den ersten Luftangriffen auf syrische Stellungen im Libanon seit 1996 treibt Ariel Sharon ein gefährliches Spiel.
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Während in den Palästinensergebieten die blutigen Auseinandersetzungen in den siebenten Monat gehen, eröffnet der israelische Ministerpräsident im nördlichen Nachbarstaat eine neue Front.
Dass Sharons Demonstration von Stärke in eine militärische Eskalation münden kann, davor warnen nicht nur Israels Nachbarn, sondern auch Kabinettsmitglieder und führende Vertreter der mitregierenden Arbeiterpartei.
Der Angriff auf eine syrische Radarstation in der Nacht auf Montag sei ein klares Signal an die Nachbarstaaten, dass sich die "Spielregeln" geändert hätten, tönte Sharons Sprecher.
Zurück ins Jahr 1982?
Der Regierungschef, so scheint es, will wieder zurück in das Jahr 1982: Damals hatte er als Verteidigungsminister den Einmarsch der Armee in den Libanon befehligt. Sein Vorgänger als Regierungschef, Ehud Barak, setzte dagegen auf Versöhnung. Er ordnete im März des vergangenen Jahres den völligen Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon an. Vielleicht will Sharon mit dem Angriff ein Wahlkampfversprechen wahrmachen. Vor seinem Amtsantritt hatte er Barak wiederholt vorgeworfen, nicht hart genug gegen die Stellungen der pro-iranischen schiitischen Hisbollah-Miliz im Südlibanon vorzugehen. Deren Beschuss eines israelischen Panzers am Samstag gab Sharon nun den Anlass für sein Eingreifen.
Während sich das israelische Sicherheitskabinett mit großer Mehrheit hinter Sharon stellte, äußerte Außenminister Shimon Peres Zweifel an der Militäraktion.