Während Länder wie China oder Indien aufrüsten, sind viele Konflikte ungelöst.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Stockholm. Asiatische Staaten kaufen derzeit kräftig Waffen ein: Eingerechnet Ozeanien sorgten sie in den Jahren von 2008 bis 2012 für einen Rekordanteil von 47 Prozent aller importierten Waffensysteme. Das geht aus dem jüngsten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri zum globalen Waffenhandel hervor.
Es ist ein gefährliches Wettrüsten, viele Konflikte in Asien sind ungelöst. So war etwa China - das auch schon selbst viele Waffen herstellt - für sechs Prozent der Importe konventioneller Waffensystemen verantwortlich und Südkorea für fünf Prozent. Beide Länder befinden sich in einem Konflikt um Inseln mit Japan: Peking streitet sich mit Tokio um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer, Tokio und Seoul wiederum liegen im Clinch um eine Inselgruppe im Japanischen Meer.
Zudem sorgt in der Region Nordkoreas Atomprogramm für Unsicherheit. Südkorea sieht sich mit Kriegsdrohungen aus dem Nachbarstaat konfrontiert und Japans Premier Shinzo Abe hat schon laut darüber nachgedacht, angesichts der nordkoreanischen Bedrohung aufzurüsten.
"Genug Geld für Waffen"
Mark Bromley, der für das Sipri-Institut den weltweiten Waffenhandel untersucht, prognostiziert, dass nicht nur aufgrund dieser Konflikte auch in Zukunft jede Menge Waffen in Asien landen werden. "Asiatische Staaten sind viel weniger von der globalen Finanzkrise betroffen und viele von ihnen haben genügend Geld, sich verschiedenste Waffensysteme zuzulegen", sagt Bromley zur "Wiener Zeitung".
Und noch einen weiteren gefährlichen Brennpunkt gibt es dabei in Asien: der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Indien und Pakistan um die Grenzregion Kaschmir, wo es erst Anfang des Jahres zu Schusswechseln an der Demarkationslinie kam. Auch diese beiden Staaten bewaffnen sich weiter: Indien war mit 12 Prozent des globalen Marktanteils in den vergangenen fünf Jahren der größte Waffenabnehmer weltweit, Pakistan mit fünf Prozent der drittgrößte.
Beide Länder sind Verbündete der USA, Pakistan importiert aber gleichzeitig immer mehr Waffen aus China. Die pakistanische Regierung nahm Peking mehr als die Hälfte seiner verkauften Waffen ab und war damit hauptverantwortlich dafür, dass Chinas Waffenexporte explodierten und zwischen 2008 und 2012 um 162 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Fünfjahreszeitraum stiegen. Peking liefert dabei auch Waffen an Staaten, die im Westen als Parias gelten, etwa an den autoritär regierten Sudan, in dem es in verschiedenen Regionen Kämpfe zwischen Armee und Aufständischen gibt.
China wolle mit seinen Waffenverkäufen sowohl strategische Partnerschaften pflegen als auch einfach Geld verdienen, sagt Bromley. Damit unterscheide es sich aber nicht sonderlich von anderen großen Exporteuren wie Russland oder den USA.
Und diese sorgen noch immer mit Abstand für die meisten Waffenexporte: Washington hält laut Sipri-Studie bei einem weltweiten Anteil von 30 Prozent, Russland bei 26 Prozent, dann folgen Deutschland mit sieben und Frankreich mit sechs Prozent. China hat Großbritannien überholt und gehört nun mit fünf Prozent Marktanteil erstmals zu den fünf größten Waffenexporteuren weltweit.
Auch sein Verteidigungsbudget erhöht China regelmäßig - 2013 ist eine Steigerung um 10 Prozent geplant. Im Jahr 2012 überstieg der US-Militäretat aber mit 645,7 Milliarden Dollar das chinesische (102,4 Milliarden Dollar) noch um mehr als das Sechsfache.