Zum Hauptinhalt springen

Gefälschte Bio-Baumwolle bei C&A, H&M und Tschibo

Von Franz Steinbauer

Wirtschaft

Textilkette C&A will Untersuchung in Indien einleiten. | Wien. Hinters Licht geführt wurden offenbar Handels- und Textilkonzerne wie Tschibo, H&M und C&A mit falscher Bio-Baumwolle aus Indien. Große Mengen der angeblichen Bio-Ware soll gentechnisch verändert gewesen sein. Die unter Labeln wie etwa "Organic Cotton" (H&M) oder "BIO Cotton" (C&A) vertriebenen Textilien könnten zum Teil unecht sein. Wie erst jetzt durch einen Artikel der "Financial Times Deutschland" bekannt wurde, hat die indische Behörde Apeda (Agriculture & Processed Food Products Export Development Authority) den Schwindel bereits im Frühjahr 2008 aufgedeckt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Sache sei "sehr bedauerlich", erklärt eine Sprecherin von H&M-Österreich. Das Unternehmen weist darauf hin, dass die Zertifizierungsstellen für die "Herkunft des Baumwollsaatguts" verantwortlich seien. H&M beziehe Bio-Baumwolle nicht nur aus Indien, sondern auch aus der Türkei und China.

Gen-Textilien auch in Österreich verkauft?

Indirekt räumt H&M ein, dass auch in Österreich falsch deklarierte Textilien in Umlauf gekommen sind: Bei der Bio-Baumwolle aus Indien, könne man "momentan nicht ausschließen", dass "ein Teil der inkorrekt zertifizierten" Fasern in "einigen unserer Kleidungsstücke" verarbeitet wurde.

Von der C&A war zu erfahren, dass "umgehend eine gründliche Untersuchung vor Ort in Indien" eingeleitet werde. Für Samstag war ein Besuch eines C&A-Managers in Indien geplant, der mit allen Beteiligten sprechen will. Einen Zeitplan, bis wann das Unternehmen der Öffentlichkeit erste Ergebnisse präsentieren will, gibt es derzeit nicht; die Aussagen des Artikels der "Financial Times Deutschland" würden überprüft.

Auch C&A geht davon aus, dass die Zertifizierer hauptverantwortlich sind. Dass in manchen Bio-Textilien Gen-Baumwollen verarbeitet worden sein könnte, bedeute jedoch nicht, dass "die Produkte für den Körper schädlich sind", sagt ein C&A-Sprecher der "Wiener Zeitung". Rund acht Prozent aller Baumwoll-Produkte von C&A sind aus Bio-Baumwolle. Trotz der Angelegenheit setze das Unternehmen auch weiterhin auf Textilien aus Bio-Baumwolle, so der Sprecher. Denn: "Nur ein bis zwei Prozent der Weltproduktion der Baumwollfaser sind biologisch."

Dem Labor Impetus zufolge wird generell nur ein Teil der Bio-Fasern gentechnisch analysiert. Anders gesagt: Nur bei einem Teil der Bio-Ware gibt es den Echtheitsbeweis, beim Rest verlässt man sich auf Zertifikate. "Je stärker die Baumwolle bereits verarbeitet wurde, desto schwieriger ist der gentechnische Nachweis", betont Impetus-Gründer Lothar Kruse. Bei Windeln sei es relativ einfach, bei Zwischenprodukten wie Garnen schon komplizierter. "Die Textilfarben reagieren mit der DNA der Faser." Rund 30 Prozent der vom seinem Labor untersuchten Proben seien gentechnisch verändert. Allerdings gehe er davon aus, dass vorwiegend Verdachtsfälle eingesendet würden. Insofern liege die echte Quote wohl bei weniger als 30 Prozent, so der Experte.