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Gefangen im Plattform-Dilemma

Von Gregor Kucera

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Spotify will in Zukunft Beiträge zu Covid-19 mit einem Hinweis versehen, der Nutzer zu wissenschaftlichen Informationen aus verlässlichen Quellen führen soll.

Wird hier ähnlich den Bildern auf Zigarettenpackerln ein "Schockcast" gestartet, der die Hörer auf den bald zu hörenden Schwachsinn vorbereitet? Oder wird bei einer Audioplattform ein Text eingeblendet, den eh keiner sieht? Vielleicht wie bei Facebook, das auf der Startseite das Glawischnig-Urteil anzeigt.

Wir stecken in einem Plattform-Dilemma. Wären die User bei all dem Unsinn, der auf den diversen Plattformen zu finden ist, gleich wieder weg, gäbe es wohl keine Sozialen Netzwerke. Hochachtung vor allen Künstlern, aber auch Nutzern, die Spotify nun verlassen - es ist gar nicht so leicht. In Streaming-Zeiten besitzt man nämlich gar nichts. Man erkauft sich seinen Zugang, und das war es. Da es schon mehr Vinyl-Geschäfte als stationären CD-Handel gibt, kommt man gleich ins nächste Paradoxon: vom modernen Streaming zum historischen Medium Schallplatte - eine Aussage ohne Werturteil.

Ein Neil Young hat es einfacher, er ist schon ein Großer, aber junge Künstler, die vom Cent-Geschäft der Streaming-Plattformen immerhin ein bescheidenes Einkommen erwirtschaften und Sichtbarkeit erhalten? So einfach kommt man nicht mehr aus der Streaming-Knechtschaft. Weder als Konsument noch als Produzent. Darüber sollten wir alle einmal nachdenken, immerhin naht mit dem Metaverse schon die nächste Konsumentenfalle.