Religiöser und nationaler Fanatismus von Gericht bestätigt.
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Der burmesische Autor Htin Lin Oo ist wegen Beleidigung des Buddhismus zu zwei Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt worden. Die Verurteilung erfolgte aufgrund einer Rede im Oktober 2014, in der er den Rassismus seiner Landleute gegenüber der muslimische Minderheit der Rohingya kritisiert hatte. Dabei war er vor allem auf radikale Gruppen eingegangen, die den Buddhismmus als Feigenblatt für Vorurteile und Diskriminierung nutzen.
"Buddha war kein Burmese, kein Shan oder Karen - wenn ihr extreme Nationalisten sein wollt und eure Rasse so verteidigen wollt, dann sagt nicht, ihr seid gläubige Buddhisten", hatte Htin Lin Oo gesagt. Nach seiner Verhaftung im Dezember 2014 lehnte das Gericht mehrmals eine Freilassung auf Kaution ab. Auch die Tatsache, dass er sich im Jänner bei buddhistischen Mönchen entschuldigte, falls er ihre Gefühle verletzt habe, rettete ihn nicht vor einer Anklage wegen Verletzung religiöser Gefühle. Afgrund des Verfahrens verlor er auch den Posten als Sprecher der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) von Aung San Suu Kyi.
Buddhistische Chauvinisten
Buddhistische Mönche der Organisation zum Schutz der Nation und Religion (Mabatha) und der Bewegung 969 unterstützen Fanatiker, die gewaltsam gegen die muslimische Minderheit der Rohingya vorgehen. Der burmesische Staat verweigert den Rohingya die Staatsbürgerschaft und versucht, sie sukzessive zu vertreiben.
Insgesamt sind seit der Unabhängigkeit 1948 bereits mehr als eine Million Rohingyas nach Bangladesch geflohen. Burmas moralische Autorität, die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat das Problem aus politisch-taktischen Gründen bislang ignoriert. Am 28. Mail forderte der Dalai Lama als Spitze des tibetischen Buddhismus Suu Kyi auf, endlich ihre Stimme gegen die ständigen Menschenrechtsverletzungen zu erheben.