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Wien soll zur führenden Start-up Location in Europa werden.
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Wien. "Wenn ich will, dass es den Buchladen um’s Eck gibt, dann muss ich auch hingehen", erklärte Finanzstadträtin Renate Brauner am Dienstag bei der Pressekonferenz des Bürgermeisters. Sie betonte einmal mehr, dass die Folgen der Krise noch nicht überwunden seien - auch wenn laut Prognosen der Wirtschaftsforschung mit einem leichten, aber stabilen Wirtschaftswachstum von zumindest 1,2 Prozent zu rechnen sei.
Natürlich liege die Verantwortung nicht alleine beim Konsumenten, seine Nahversorger unterstützen. Die städtische Wirtschaftsagentur will heuer in diesem Bereich einen Schwerpunkt setzen, wie Brauner betonte: Für 2014 wurde daher ein Fördertopf mit 3 Millionen Euro gefüllt. "Geschäftsgebietsvereine können daraus bis zu 90.000 Euro lukrieren", meinte Wirtschaftsagentur-Geschäftsführer Gerhard Hirczi. Die traditionelle Förderung für Geschäftsstraßen - mit bis zu 22.000 Euro im Jahr an möglichen Subventionen pro Verein - bleibt darüber hinaus weiter bestehen, wie betont wurde.
Außerdem würden Handwerksbetriebe seit kurzem verstärkt ein neues Förderangebot nutzen, das gezielt "innovationsgetriebene" Projekte mit bis zu 30.000 Euro unterstützt. Langfristiges Ziel sei hier, "Innovation auch dorthin zu bringen, wo sie heute noch kein Thema ist", so Brauner.
Kriterien sind Innovation und Wettbewerb
Die Förderangebote der Wirtschaftsagentur würden laut Brauner mittlerweile flächendeckend auf Innovation und Wettbewerb abzielen. "Darauf werden wir auch weiter setzen, denn nicht zuletzt sind Wiens Erfolge als "Smart City" auch den Erfolgen und Innovationen unserer Kreativen und Betriebe zu verdanken. In den Life Sciences und IT arbeiten derzeit etwa 100.000 Menschen, meinte Brauner. Hier würden Fördersummen von bis zu einer halben Million Euro die Umsetzung von forschungsintensiven Projekten ermöglichen.
Weiters werde heuer die Wirtschaftsagentur-Tochter ZiT mit dem Schwerpunkt "Urban Needs" im Technologiebereich gezielt Wissen und Know-how abfragen, das Lösungen für Großstädte der Zukunft anbietet. Für diesen Fördercall stehen laut Brauner drei Millionen Euro zur Verfügung. Für die Technologieförderungen insgesamt gibt es 20 Millionen Euro. "Damit schlagen wir zwei Fliegen auf einen Streich: Unternehmen können ihre Projekte umsetzen und wir generieren Lösungen, die der nächsten und übernächsten Generation in Wien das Leben erleichtern", so Brauner weiter.
Dass immer mehr Unternehmen den Standort Wien verlassen würden, ist für Hirczi "eine urbane Legende". Immerhin gebe es rund 8000 Unternehmungsgründungen pro Jahr. Wobei Hirczi Start-up-Betriebe nicht als herkömmliche Unternehmensgründung bezeichnet wissen will: "Start-ups sind technologieoffen und innovativ, produzieren skalierbare Produkte (das heißt, sie entwickeln Expansionsfähigkeit Anm.) und haben Internationalisierungspotenzial", betont der Experte.
Auch das Beratungsangebot für Unternehmungsgründungen sei 2013 um 10 Prozent mehr in Anspruch genommen worden als im Jahr davor. Bei den Beratungen für Menschen mit Migrationshintergrund seien es überhaupt 50 Prozent gewesen. "Man erkennt also sehr viel Dynamik auf diesem Gebiet", meinte Hirczi. Allein im Vorjahr seien in Wien von der städtischen Wirtschaftsagentur 640 Firmen bei der Umsetzung ihrer Projekte mit rund 40 Millionen Euro gefördert worden.
Und zum Vorwurf des "unübersichtlichen Förderdschungels" in Wien meinte Hirczi: "Besser ein Dschungel als Wüste." Dennoch wolle man sich die Kritik zu Herzen nehmen und werde heuer versuchen, alle bestehenden Förderangebote für Neugründungen - also auch die des Bundes - zusammenzustellen.
Über Start-ups gibt es bis dato nur Schätzungen
Außerdem habe man sich vorgenommen, die Start-up-Szene näher zu beleuchten. Denn wie viele Start-ups sich unter den 8000 Neugründungen im Jahr befinden, sei bisher nur geschätzt worden, so Hirczi. Und sich auf Schätzungen zu verlassen, ist in diesem boomenden Bereich zu wenig - zumindest, wenn man über die (Förder-)Bedürnisse dieser Szene Bescheid wissen will. "Wir wollen diesen Spirit nicht nur unterstützen und fördern, sondern auch schlummernde Talente wecken. Wien kann eine der führenden Start-up-Locations in Europa werden", ist Hirczi überzeugt.