1,5 Millionen Kinder sind von der Flut in Asien betroffen. Dennoch warnen Experten davor, aus Mitleid diesen Kindern etwa durch Adoptionen helfen zu wollen.
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Die Betreuung müsse an Ort und Stelle und in gewohnter Umgebung erfolgen, meint man bei den Kinderhilfsorganisationen "terre des hommes" und UNICEF. Sri Lanka und Indonesien haben mittlerweile die Adoption von Verwaisten unter 16 Jahren vorläufig verboten. Die heimat- und elternlosen Minderjährigen sollen unter UNO-Aufsicht in rund 20 Kindercamps aufgefangen, registriert und psychologisch betreut werden.
Diese strikte Reaktion soll auch dazu dienen, dem Missbrauch der Kinder einen Riegel vorzuschieben. Ein Sprecher des US-Außenministeriums zeigte sich durch entsprechende Gerüchte alarmiert, dass tausende Waisen "Gefahr laufen, von Kriminellen ausgenützt zu werden".
Hilfsorganisationen weisen allerdings daraufhin, dass Fälle von sexuellem Missbrauch oder illegalen Adoptionen nur ganz vereinzelt berichtet werden. Auch asienweit verbreitete SMS-Nachrichten vermeintlicher Kinderhändler, die Kinder zum Verkauf anboten, haben sich inzwischen als schlechter Scherz entpuppt.
EU-Justizkommissar Franco Frattini will dennoch ermöglichen, dass "Flutwaisen" nach Europa kommen können. Man prüfe eine befristete Aufenthaltsgenehmigung, damit sie bei Pflegefamilien unterkommen können, auch über eine europaweite Regelung der Adoption werde nachgedacht, ließ er verlauten.
An Ort und Stelle wird inzwischen allerdings versucht, den Betroffenen den gewohnten, geregelten Tagesablauf in Form des Schulunterrichts zu ermöglichen. Allein in Aceh wurden 380 Schulgebäude völlig zerstört. Die UNICEF hilft jetzt beim Aufbau von 600 Notschulen und stellt 2.200 Zelte sowie 1.200 so genannte Schulen in der Kiste mit Lernmaterial für jeweils 80 Kinder bereit.
Aber auch in Europa benötigen Kinder Hilfe, auch wenn sie von der Flutkatastrophe nur mittelbar betroffen sind. Man dürfe sie mit den Bildern in den Medien nicht allein lassen, meinte ein deutscher Medienpädagoge. Nach den Nachrichten müssten sie die Gelegenheit haben, im Spiel, beim Malen von Bildern oder im Gespräch Distanz zu dem Gesehenen zu bekommen.