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Gegen das "Establishment"

Von Katharina Schmidt

Politik

Norbert Hofer hat ein Problem mit der Politik der Regierung und will Österreich stärker nach Osten hin orientieren.


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Wien. Am Anfang war die Jugend. Gefragt, ob er sich vorstellen könne, bei der Bundespräsidentenwahl am 24. April für die FPÖ zu kandidieren, winkte Norbert Hofer vor mittlerweile fast einem Jahr noch ab. Er fühle sich mit 44 Jahren noch zu jung für dieses Amt. Wenige Wochen später wurde der Dritte Nationalratspräsident als blauer Kandidat für die Hofburg präsentiert.

Heute ist er 45 - und vor allem eines hat sich in den langen Monaten, die der Wahlkampf nun andauert, geändert: War Hofer bis zu seiner Kür nur Politik-Insidern bekannt, so konnte er seither seine Bekanntheits- und Beliebtheitswerte exponentiell steigern. Manche munkeln gar, dass er, sollte er den Einzug in die Hofburg verpassen, Parteichef Heinz-Christian Strache rascher beerben könnte, als diesem lieb ist. Im Wahlkampf setzte der in der Wolle gefärbte Freiheitliche - immerhin ist er Autor des Parteiprogramms und seit mehr als einem Jahrzehnt Parteiobmann-Stellvertreter - über weite Strecken eher auf die sanften Töne. Das Poltern überließ er vor allem in der zweiten Runde Strache oder Mastermind Herbert Kickl. Es galt, sich als Staatsmann und potenzieller Präsident für alle Österreicher zu positionieren. Vor allem für unentschlossene ÖVP-Sympathisanten.

Das freundliche Auftreten, gepaart mit Sätzen wie: "Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist", trug ihm den Ruf ein, das Staatsmännische vielleicht doch nur zu spielen. Auch in Sachen Entlassung der Regierung hinterließ Hofer keinen kohärenten Eindruck: Zunächst erklärte er, er würde als Präsident die Regierung entlassen, wenn sie zum Beispiel wie 2015 Asylsuchende unkontrolliert einreisen lasse. Später relativierte er die Aussage, um sie dann wieder zu bestätigen.

Deutlicher Hofers Einstellung zum Thema Außenpolitik: Schon im Wahlkampf besuchte er Würdenträger in den östlichen Nachbarländern und unterstrich damit seine Orientierung hin zu den Visegrád-Staaten. Der Europäischen Union als Ganzes hingegen steht der Präsidentschaftskandidat skeptisch gegenüber, auch wenn er sich stets dagegen wehrt, in einem Atemzug mit Schlagwörtern wie "Öxit" genannt zu werden. Eine Volksabstimmung - ein Mittel, das Hofer generell gerne öfter einsetzen würde - solle es über einen Türkei-Beitritt geben und dann, "wenn die Union noch zentralistischer wird". Die handelnden Personen in der EU würde er aber gerne austauschen. Bei aller Diplomatie: Das Freihandelsabkommen Ceta lehnt der FPÖ-Kandidat ab, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan würde er in der aktuellen Situation nicht treffen wollen.

Am Sonntag wird nun klar, ob er mit seinem Antreten gegen das "Establishment" seine zweite Chance nutzen konnte.