Eröffnung der neuen barrierefreien Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser.
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Wien. Gestern, Mittwoch, wurde die neue Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser in der Vivenotgasse 53 im 12. Bezirk offiziell eröffnet. Diese richtet sich an alle Frauen, die Opfer jeglicher Form von Gewalt sind und die einen Ort suchen, in dem ihre Anliegen vertraulich und anonym behandelt werden.
Bis 1992, als die erste Beratungsstelle im 2. Bezirk eröffnet wurde, wurden Frauen direkt in den Frauenhäusern beraten. Dies war jedoch durchaus problematisch, da viele der Frauen zwar nicht einziehen wollten, dennoch so letztendlich die geheimen Adressen der Frauenhäuser erfuhren. Im Jahr 2000 ist die Beratungsstelle aus Platzgründen in den 1. Bezirk Fleischmarkt übersiedelt, was auch keine endgültige Bleibe sein sollte. Denn als im Jahr 2012 eine Novelle des Behindertengleichstellungsgesetzes erfolgte, stand die Mannschaft erneut vor einem Problem.
Umzug nach Meidling
Grund dafür sei die Unmöglichkeit gewesen, die Räumlichkeiten in der Inneren Stadt barrierefrei zu gestalten, so Martina Ludwig-Faymann, Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser, gestern, Mittwoch, am Tag der Offenen Tür. Mehr noch: Barrierefreiheit stehe in klarer Verbindung mit Inklusion, so Andrea Brem, die Geschäftsführerin des Vereins. Frauen würden von ihrem alltäglichem Leben durch die erlebte Gewalt exkludiert. Ein wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit des Vereins, so Brem, sei es, Inklusion wieder herzustellen, die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens zu verwirklichen. Und Inklusion sei eng mit Vielfalt verbunden: Nur, wenn Menschen in der eigenen Individualität akzeptiert werden und an der Gesellschaft teilhaben können, dann sei Inklusion möglich. Daher sei Barrierefreiheit ein Schritt in Richtung einer Inklusion und einer Akzeptanz der Individualität jedes Menschen, so Brem.
Die Beratungsstelle in der Vivenotgasse wurde im Jahr 2014 bezogen und ist vollkommen barrierefrei: Der Aufzug ist mit einem elektrischen Rollstuhl, aber auch mit einem Kinderwagen betretbar. Es gibt keine Stufen und die Toiletten entsprechen den Vorschriften. Eine Frau mit eingeschränkter Mobilität freute sich, dass selbst die Tische für die Beratung die richtige Höhe für Rollstühle aufwiesen.
Ein weiterer Aspekt der Inklusion betrifft laut Brem die Sprache: Im Jahr 2014 wurden Frauen aus 51 Ländern betreut. Ein Pilotprojekt wurde gestartet, um mittels Video-Dolmetscher Frauen zu beraten, für die keine Übersetzerin vor Ort ist.
Die Beratungsstelle wurde im Jahr 2014 von 11.701 (plus Emailkontakte) aufgesucht, darunter kamen 75 Prozent der Frauen einmal, 18 Prozent zwei Mal und 7 Prozent mehr als zwei Mal. Insgesamt gibt es in Wien vier Frauenhäuser, eine Beratungsstelle und einen Übergangswohnbereich.