FPÖ lud Knesset-Abgeordnete zu Symposium ein. "Haben keine Beziehungen zur FPÖ", betont IKG-Präsident Deutsch.
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Wien. "Seitens der Leitung der Kultusgemeinde gibt es keine Beziehungen mit der FPÖ", stellt Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, am Mittwoch im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" klar.
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hatte Montag Abend bei einem Symposium des FPÖ-Bildungsinstituts zum Thema "Haben wir aus der Geschichte gelernt? Neuer Antisemitismus in Europa" im Wiener Grand Hotel erklärt, dass die Freiheitlichen innerhalb der Kultusgemeinde viele Freunde haben. Der Abend diente insgesamt dazu, sich als Freund Israels und der "jüdischen Mitbürger" darzustellen und die fortschreitende Islamisierung Österreichs und Europas anzuprangern.
Auf eigene Parteigeschichte wurde nicht eingegangen
Eingeladen hatte man dazu die beiden ehemaligen Knesset-Abgeordneten Michael Kleiner und Rafi Eitan. Heinz-Christian Strache und die nicht amtsführende FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel verurteilten zudem den Holocaust. Die Ermordung von sechs Millionen Menschen, die "alleine aufgrund ihrer Abstammung" getötet wurden, sei "Mahnung". Dafür die Verantwortung im Hier und Heute zu tragen, bedeute gegen den ansteigenden muslimischen Antisemitismus aufzutreten und dadurch eben auch die "jüdischen Mitbürger" zu schützen.
Auf die eigene Parteigeschichte gingen weder Strache noch Stenzel noch der freiheitliche Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer ein. Strache meinte lediglich, seit 2005, seit er den Vorsitz in der Partei übernommen habe, gebe es eine klare Verurteilung des Nationalsozialismus.
Laut Norbert Hofer ist der Islam kein Teil Österreichs
Fragen aus dem Publikum waren allerdings nicht zugelassen - so konnte der FPÖ-Chef auch nicht etwa zu den teils problematischen Postings auf seiner Facebook-Seite und seinem Umgang damit befragt werden. Hofer betonte dagegen vor allem, der Islam sei kein Teil Österreichs und man müsse einer Entwicklung gegensteuern, die dazu führen werde, dass 2050 die Hälfte der Null- bis Zwölfjährigen muslimisch sein würden.
Genau hier setzt nun die Kritik von Deutsch an: "Die Partei hat ihre Vergangenheit bis heute nicht aufgearbeitet." Im Gegenteil, sie habe in ihren Reihen Burschenschafter. Darüber hinaus betreibe die FPÖ aktuell in zwei Bundesländern - der Steiermark und Niederösterreich - Kampagnen für ein Schächtverbot, etwas, was dann eben nicht nur Muslime, sondern auch Juden treffe.
Ja, die Kultusgemeinde warne auch vor einem möglichen Ansteigen des Antisemitismus von muslimischer Seite, da viele jener Muslime, die im vergangenen Jahr nach Österreich gekommen seien, aus Ländern kämen, in denen sie von klein auf antisemitisch indoktriniert würden, so Deutsch. Die Antwort darauf könne aber keine Pauschalverurteilung aller Muslime sein, stellte der IKG-Präsident klar.
Er plädiert dafür, beim Integrationsprozess neben dem Spracherwerb auch das Thema Antisemitismus zu berücksichtigen, etwa durch Exkursionen in die Gedenkstätte Mauthausen oder durch Einbeziehung von Schulungen durch das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW).
Deutsch berichtete zudem, dass er erst vergangenen Woche mit dem neuen Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ibrahim Olgun, zusammengetroffen sei. "Dabei haben wir auch einige Punkte vereinbart, wo es in Zukunft ein gemeinsames Auftreten von IKG und Muslimen geben wird." Einer dieser Punkte ist das Thema Schächten.
Manchen Israelis gefalle das Auftreten der FPÖ
Zu den von der FPÖ seit mehreren Jahren immer wieder zur Schau gestellten Beziehungen zu Israel hielt der IKG-Präsident fest: Die beiden nun in Wien auf dem FPÖ-Podium aufgetretenen Ex-Abgeordneten hätten als Privatpersonen an der Veranstaltung teilgenommen - nicht aber als Vertreter Israels. Rafi Eitan leitete im Jahr 1960 die Mossad-Operation zur Verhaftung Adolf Eichmanns in Argentinien, wozu er Montag Abend auch von Ursula Stenzel intensiv befragt wurde.
In Richtung Kleiners und Eitans meinte der IKG-Präsident: Das Auftreten der FPÖ gefalle offenbar manchen Israelis. "Sie vergessen dabei aber, wer die FPÖ ist - eben eine Partei, die ihre Vergangenheit bis heute nicht aufgearbeitet hat."