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"Wiener Zeitung": Wie definieren Sie die Konzepte der VP-Frauenpolitik?
Maria Rauch-Kallat: Wir haben 1997 ein umfassendes Frauenprogramm entwickelt, als Gegenposition zum Frauenvolksbegehren, weil uns dieses zu weinerlich war. Und das ist ein Zehnjahresprogramm für
die Umsetzung von Gleichbehandlung und -berechtigung. Wesentliche Punkte: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Absicherung der Frauen auch im Alter. Das
Regierungsprogramm enthält wesentliche Elemente dieses Frauenprogrammes.
"WZ": Kritiker meinen, das Programm will die Frauenpolitik auf Familienpolitik reduzieren.
Rauch-Kallat: Diesen Vorwurf halte ich für dumm. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die entscheidende Ursache für die Diskriminierung von Frauen ihre Rollenzuweisung im Rahmen der Familie ist · das
über Jahrhundert tradierte Bild der Frau in Familie und Gesellschaft. Wenn ich Gleichberechtigung umsetzen will, muss ich dort ansetzen. Viele Frauen sagen außerdem, wir wollen beides: Familie und
Beruf. Aber das ist nur möglich, wenn wir auch jenen Teil der Familie, der sich bislang aus der Pflichtenverteilung herausgehalten hat, in diese hereinholen: einerseits durch Anreize, andererseits
durch Bewusstseinsbildung. Gesetzlich haben wir auch einiges dazu getan, nämlich die neue Karenzregelung.
"WZ": Viele meinen, dass mit dieser Regelung Alleinerzieherinnen benachteiligt wurden.
Rauch-Kallat: Die, die das behaupten, regen sich immer auf, dass eine Frau bereits nach zwei Jahren aus dem Arbeitsprozess herausgedrängt ist. Außerdem bekennen wir uns dazu, dass ein Kind zwei
Elternteile braucht, auch wenn diese nicht bereit sind, zu heiraten oder zusammenzuleben. Das hatten wir schon beim erhöhten Karenzgeld, wo 40 Prozent der Eltern nicht heirateten.
"WZ": Es gibt Angst von Seiten der Frauenberatungsstellen und auch -zeitschriften bezüglich der weiteren Finanzierung. Wie steht die ÖVP dazu?
Rauch-Kallat: Ich wünsche den Frauen ein bisschen mehr Selbstbewusstsein, denn zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Und bei Zeitschriften meine ich, sie sollten, egal von wem gemacht, nicht auf
Subventionen angewiesen sein. Ich selbst bringe drei Zeitschriften heraus, wo ich keinen Groschen bekomme.