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Im Waldviertel kämpfen zwölf Bürgerinitiativen gegen neue Windräder, zum Ärger der Betreiber.
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St. Pölten. Grüne Wälder, Flüsse, Vogelnistplätze und Windräder - geht es nach der gemeinsamen Plattform von einem Dutzend Waldviertler Bürgerinitiativen gegen die Errichtung von Windkraftwerken, soll es im Waldviertel so nicht aussehen. Den zwölf Bürgerinitiativen sind neue Windkrafträder ein Dorn im Auge. Der Vorwurf: Die Windparks würden die Natur zerstören oder zumindest stark beeinträchtigen, es gebe ohnehin nicht genug Wind in der Region und große Windparks würden Touristen abschrecken.
Im Waldviertel regt sich Widerstand gegen den Energieplan Niederösterreichs. Dieser sieht vor, dass bis Ende des Jahres 100 Prozent des dortigen Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Nur die Windräder kommen in einigen Ortschaften nicht ganz so gut an. "Ich verstehe die Problematik, aber einen Windpark kann ich nur dort bauen, wo ich genug Windkraft habe und es ökologisch zulässig ist", sagt Wolfgang Lechthaler, Vertreter der IG Waldviertel, zur "Wiener Zeitung". Und beides sei in der Region nicht der Fall.
18 potenzielle Flächen
Das Land Niederösterreich hat einen Winkraft-Zonenplan erstellt, wonach 1,5 Prozent der niederösterreichischen Fläche als grundsätzlich nutzbar für die Windkraft gelten. Die meisten Flächen, nämlich 68, liegen im Weinviertel. 18 sind es im Waldviertel. "17 davon sind Wälder", meint Lechthaler. "Da können fünf bis sechs Windräder pro Standort kommen. Die grüne Lunge des Waldviertels wäre zerstört", sagt er.
Im Büro des zuständigen Landesrates, Stephan Pernkopf, versucht man zu beruhigen. "Das bedeutet natürlich nicht, dass auf all diesen Flächen tatsächlich Windräder hinkommen. Das bedeutet nur, dass überall anders keine aufgestellt werden dürfen", sagt ein Sprecher auf Nachfrage. Bevor an einem Standort tatsächlich Windräder aufgestellt werden, werden weitere Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt.
Außerdem braucht es in solchen Fällen immer die Zustimmung der Gemeinde. Denn diese muss die Flächen dafür umwidmen. Für diese sind Windräder übrigens eine gute Einnahmequelle. Rund 10.000 Euro kassiert eine Ortschaft jährlich pro aufgestelltes Windrad.
Die Interessenvertretung der Windkraftbetreiber sieht sich oft mit dem Widerstand von Bürgern konfrontiert. "Die genannten Argumente kommen immer wieder", sagt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, zur "Wiener Zeitung". Die Interessenvertretung wartet ihrerseits mit einer eigenen Umfrage auf, wonach im Schnitt fast 90 Prozent der befragten Niederösterreicher meinen, dass künftig im Sinne des sauberen Stroms mehr Windkraftwerke gebaut werden sollen. Die Zustimmung für neue Windparks im Waldviertel liegt laut dieser Umfrage bei 86 Prozent. Moidl versichert, dass bei jedem Projekt Rücksicht auf die Natur und Vögel genommen werde. "Der Hauptgrund für den Widerstand ist meistens, ob man es schön oder hässlich findet. Wenn man aber keine Atomkraft und keine fossilen Brennstoffe will, muss man die Windräder in Kauf nehmen", sagt er.
Aufschwung bei Ökostrom
In den vergangenen Jahren haben erneuerbare Energieträger massiv zugelegt. Heuer soll der Anteil aus Ökostrom am gesamten Stromverbrauch auf 15 Prozent steigen. Fünf Prozent des heimischen Stroms stammen aus Windkraft. Der Großteil der Windräder steht in den windigen und flachen Ebenen des Burgenlands und Niederösterreichs. Und auch für die Betreiber ist das Geschäft mit dem Wind ein lukratives. Dank üppiger Förderungen und fixer Abnahmepreise lassen sich zum Teil Renditen im zweistelligen Bereich generieren.