Rohstoffe waren im ersten Quartal positive Ausreißer - für viele Anleger ein schwacher Trost.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das heurige erste Quartal war für Anlegerinnen und Anleger kein Honiglecken. Sowohl Aktien als auch Anleihen mussten spürbar Federn lassen. Wer international investiert, profitierte wenigstens von einem etwas festeren US-Dollar. Dass die Assetklasse der Rohstoffe im ersten Quartal der positive Ausreißer war, ist für viele ein schwacher Trost. Einerseits sind Rohstoffe in vielen Portfolien nach wie vor eine Randerscheinung, andererseits wiegen höhere Energiepreise im Alltag für die Masse der Menschen wesentlich schwerer als Veranlagungsgewinne.
Nicht zuletzt haben die Rohstoffpreise auch einen starken Einfluss auf die Inflationsrate. Diese war in der Eurozone zuletzt mit 7,5 Prozent mehr als dreimal so hoch wie der Zielwert der Notenbank. Das gilt auch für die USA und andere Länder. Daher überschlagen sich diverse Notenbanker regelrecht mit Ankündigungen einer restriktiveren Geldpolitik. Die Aktienmärkte verkraften diese Ankündigungen bis zuletzt recht gut. Das wird auch einer der Gründe sein, weshalb die Währungshüter so forsch auftreten. Dass dabei die Staatsanleihen unter die Räder kommen, liegt in der Natur der Sache. Schon jetzt ist der Kursverfall am Anleihemarkt nach einigen Kriterien in der Geschichte beispiellos.
Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis auch die Aktienmärkte einknicken werden. Sei es über eine eingeschränkte Liquidität oder über eine Eintrübung des Wachstumsausblicks, ein Anziehen der Geldpolitik ist im Marktzyklus in aller Regel ein Vorläufer für Rücksetzer am Aktienmarkt. Aktuell sind die Zinsen noch sehr niedrig, was durchaus dazu führen könnte, dass sich die Aktienmärkte bis auf Weiteres noch halten können. Die Zeit arbeitet in dieser Phase des Zyklus aber gegen die Märkte.
Staatsanleihen: Steilere Zinsanhebungspfade der Notenbanken
Staatsanleiherenditen sind seit Anfang März abermals deutlich angestiegen. Dafür sind unter anderem die (aufgrund hoher Inflationserwartungen) immer steiler werdenden Zinsanhebungspfade der Notenbanken verantwortlich. Auch in der Eurozone sind in den nächsten zwölf Monaten mehrere Zinsanhebungen eingepreist. Deutlich aggressiver wird aber die US-Notenbank Fed den Leitzins anheben.
Unternehmensanleihen: Sinkende Risikoprämien nach starken Anstiegen
Die Risikoprämien von Unternehmensanleihen sind nach starken Anstiegen zuletzt wieder kräftig gesunken. Vor allem langfristige Investoren dürften hier als Käufer aufgetreten sein. So sind bei Euro-Investmentgrade-Unternehmensanleihen die Risikoprämien im historischen Vergleich hoch, während deren (Ausfalls-)Risiken weiterhin als niedrig einzustufen sind. Gleichzeitig ist die risikoärmere Alternative - Staatsanleihen - zunehmend unattraktiver geworden.
Hartwährungsanleihen in Schwellenländern: Im Vergleich attraktiv
Zuletzt haben sich Schwellenländer-Hartwährungsanleihen wieder recht gut entwickelt. Wenn es zu keiner weiteren signifikanten Eskalation kommt, erachten wir Emerging-Markets-Hartwährungsanleihen als weiterhin attraktive Wahl im Vergleich zu anderen Anleihen, beispielsweise US-Staatsanleihen.
Entwickelte Aktienmärkte: Überraschend fest trotz jüngster Krisen
Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage (Ukraine-Krieg, Corona-Beschränkungen in China, jüngste Notenbankmeldungen) präsentierten sich die internationalen Aktienmärkte in den vergangenen Wochen überraschend fest. Für die mittelfristige Aktienmarktentwicklung sehen wir aktuell besonders den zunehmend aggressiver werdenden Zinspfad der Notenbanken als Gefahrenbereich. Die (geplante) Rücknahme der sehr expansiven Maßnahmen der letzten Jahre scheint an Tempo zu gewinnen.
Aktienmärkte in Schwellenländern: Teilweise deutliche Erholung
Schwellenländer-Aktien konnten sich im März erholen. Insbesondere rohstofflastige Schwelenländer, wie etwa der brasilianische Markt, sind seit Jahresbeginn sogar deutlich im Plus. Dies ist auch durch das Gewinnwachstum unterstützt, das in Lateinamerika merkbar nach oben zeigt. Die relative Entwicklung der gesamten Schwellenländer versus entwickelte Märkte schaut aber immer noch wenig erbaulich aus. Hier setzt sich der Negativtrend ungebrochen fort. Der russische Aktienmarkt hat hier mittlerweile keine Relevanz mehr.
Rohstoffmärkte: Steigende Preise durch angespanntes Angebot
Die Rohstoffmärkte - und das betrifft nicht nur Gold - werden aktuell ihrem Ruf als Versicherung gegen geopolitische Krisen mehr als gerecht. Die deutlichen Preisanstiege erklären sich mit der wichtigen Rolle Russlands bei vielen Rohstoffen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Angebotsbild bereits vor dieser dramatischen Eskalation angespannt war. Auf Sektorebene ist der Energiesektor am stärksten betroffen.•