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Grabungsleiterin Ladstätter "erleichtert" über Rückkehr nach Pause - römische Sporthalle entdeckt.
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Wien. Es war, als hätte jemand die Zeit angehalten. "Wie im Dornröschenschlaf" hatten die antiken Gegenstände im Grabungshaus von Ephesos zwei Jahre lang auf die Rückkehr des Archäologenteams gewartet, berichtet Grabungsleiterin Sabine Ladstätter. Nur Staub hatte sich angesetzt. Als sie und ihr Team vom Österreichischen Archäologischen Institut nach einer diplomatiebedingten Zwangspause Ende Juli wieder die Arbeit aufnehmen konnten, ging es daher zuerst ans Abstauben. Erst dann konnte man dort weitermachen, wo man 2016 aufgehört hatte.
Ephesos war in der Antike eine der ältesten, größten und bedeutendsten Städte Kleinasiens. Mit dem Artemision beherbergte es eines der Sieben Weltwunder. Die Geschichte der österreichischen Grabungen in der Metropole des Altertums reicht bis ins Jahr 1895 zurück. Im September 2016 hatte man die Arbeit allerdings auf unbestimmte Zeit abbrechen müssen.
In der Nacht auf 16. Juli 2016 war ein Putsch von Teilen des türkischen Militärs gescheitert, mit dem die türkische Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan gestürzt werden sollte. Österreich forderte in weiterer Folge, die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei abzubrechen. Darauf entzog das türkische Außenministerium Österreich die Grabungslizenz. Die Forscher mussten das Land von einem Tag auf den anderen verlassen. Es folgten diplomatische Verhandlungen und ein für die Archäologen zermürbendes Warten.
Nachdem man sich Anfang 2018 auf Ministerebene auf einen Neustart verständigt hatte, konnten Ende Juli die Grabungsarbeiten unter der Leitung der Direktorin des ÖAI der Akademie der Wissenschaften wieder anlaufen. Die Ruinenstadt selbst habe man der Arbeit der türkischen Kollegen vor Ort in "einem hervorragenden Zustand" angetroffen. Unter dem Staub bot sich in den Depots ein anderes Bild. Insbesondere metallische Fundstücke waren korrodiert, berichtete Ladstätter vor der "Gesellschaft der Freunde von Ephesos" Montagabend in Wien.
In weiterer Folge "konnten wir unsere Ausgrabungen im byzantinischen Stadtquartier abschließen", sagte sie. Im byzantinischen Stadtteil, der ab dem siebenten Jahrhundert errichtet wurde, wurde nun tiefer gegraben. Bereits bekannt war gewesen, dass sich unter den Bauten eine römische Halle befand. Das Team grub auf einer Fläche von zehn Quadratmetern eineinhalb Meter hinunter bis zu den Überresten der römischen Kaiserzeit. Entdeckt wurde eine Sporthalle aus dem späten ersten Jahrhundert. Die Archäologen fanden Dachstuhl in Sturzlage, da dieser offenbar bei einem Brand zerstört wurde. "Es muss ein starkes Feuer gewesen sein, denn die Säulen, die das Dach trugen, waren zerborsten", berichtet Ladstätter. Aus Keramikfunden lasse sich schließen, dass die Halle im dritten Jahrhundert zerstört wurde.
"Beharrlichkeit führt zum Ziel"
Die Grabungssaison läuft bis Ende November. In den feuchten Monaten der Region wird restauriert. Derzeit laufen Arbeiten am Dominitiansbrunnen - ein Kunstwerk aus weißem Marmor, das "leider schon große Schäden zeigte, vor allem am Beton, der in den 1970er Jahren verwendet wurde. Wir machen eine Renovierung der Renovierung", erklärt Ladstätter.
Weiters will sie dem historischen Marmorabbau im Umland nachgehen. Die Grabungsleiterin empfindet "Erleichterung und ein Fünkchen Genugtuung" über ihre Rückkehr nach Ephesos. "Phasenweise hatte ich den Eindruck, dass nicht mehr viele Menschen daran glaubten, dass wir je weitermachen können. Doch Beharrlichkeit führte zum Ziel." Der Grabungsantrag bei den türkischen Behörden für 2019 sei schon in Arbeit.