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Pröll zum neuen Parteichef gewählt. | Heftige Kritik an SPÖ und Koalition von Steiermark-Chef Schützenhöfer. | Wels. Es ist eiskalt in Oberösterreich. Ein scharfer Wind fegt in Böen über den Parkplatz vor dem Welser Messegelände. Weltuntergang oder Aufbruch? Aufbruch, wenn es nach den rund 1500 Delegierten am 34. Bundesparteitag der ÖVP in der Welser Messehalle geht. Es ist der 28. November, genau zwei Monate nach der schweren Wahlschlappe der ÖVP. Erst seit einer Woche steht fest, dass auch die nächste Koalition wieder eine große sein wird. Nicht alle Parteifreunde waren damit einverstanden, mit der SPÖ von Werner Faymann in einer Regierung zu gehen, manche hätten die Oppositionsrolle der Regierungsbank vorgezogen. Doch davon ist zu Beginn der Veranstaltung noch nichts zu merken.
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Stehende Ovationen
Beim Einzug der Parteigranden werden Wilhelm Molterer und Josef Pröll sowie die Landesparteichefs, die künftigen und die ehemaligen Regierungsmitglieder mit stehenden Ovationen begrüßt. Nicht dabei sind die scheidende Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky sowie die designierter Justizministerin, die parteilose Claudia Bandion-Ortner.
Die Willkommensrede hält Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer als Gastgeber, der es "nicht als Pflicht, sondern als persönliches Anliegen" sieht, sich bei Molterer für dessen Regierungsarbeit zu bedanken. Versöhnliche Worte, waren es doch die Oberösterreicher, die sich im Sommer vehement gegen die Neuwahlen ausgesprochen hatten.
Molterer wird mit Standing Ovations bedacht - und blickt beinahe beschämt zu Boden. In seiner Rede erklärt der scheidende Parteichef denn auch entschuldigend, dass ihm die Neuwahl-Entscheidung nicht leicht gefallen sei und er die Verantwortung für die Wahlniederlage vom 28. September - "ein bitterer Tag in der Geschichte der ÖVP" - auf sich nehme. Gleichzeitig verweist Molterer darauf, dass die "eine oder andere Interessenlage nicht das Gemeinsame überschatten" dürfe. Seinem Nachfolger Josef Pröll versichert Molterer seine "volle Loyalität".
Nach der symbolischen "Staffelübergabe", einem emotionalen Handshake von Molterer und Pröll, ist es Zeit für den steirischen ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer, seine oft geäußerte Kritik zu wiederholen. Die steirische Volkspartei stehe voll hinter Josef Pröll, betont er, doch das "ändert nichts daran, dass wir gegen die Koalition mit dieser Faymann-SPÖ sind". Faymann sei ein "Populist, der wichtige Reformen am Altar seiner eigenen Befindlichkeit opfert".
Keine Alternative
Und dann ist Pröll selbst am Wort. In seiner Rede geht er auch auf die steirische Kritik ein: "Es war keine andere Koalition möglich, als diese mit der SPÖ. Nicht alles, was rechnerisch möglich ist, muss auch immer politisch machbar sein", meint der designierte Vizekanzler mit Blick auf FPÖ, Grüne und BZÖ. "Wir können mehr", betonte Pröll gleich drei Mal und erntete damit tosenden Applaus. Schließlich will man wieder Kanzler werden.
Den Rückhalt in der eigenen Partei dafür hat Pröll jedenfalls: Er wird ebenso deutlich zum neuen Bundesparteiobmann gewählt, wie seine Vertreter Maria Fekter, Karl-Heinz Kopf, Johanne Mikl-Leitner und Günther Platter.