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Gegner der Homo-Ehe werden scheitern

Von David Ignatius

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Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Rechtsaußen-Republikaner wollen ihre Partei auf einen dunklen Pfad führen.


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Nach der historischen Entscheidung des Obersten Bundesgerichts 1954 im Fall Brown gegen die Schulbehörde verfielen Südstaatenpolitiker auf eine Strategie, die als "massiver Widerstand" bekannt wurde. Damit verdammten sie den Süden zu einer verlustbringenden Schlacht - nicht nur gegen das Gericht, sondern auch gegen die Mehrheit der US-Bürger.

Einige Konservative der Republikanischen Partei sind nach dem Urteil für die gleichgeschlechtliche Ehe möglicherweise gerade dabei, einen ähnlichen Fehler zu machen. Während gemäßigte Republikaner gerade jetzt Positionen meiden, die sie von einer zunehmend offenen und toleranten Gesellschaft trennen, sind andere bereit, zu einer limitierten Version "traditioneller Werte" zurückzukehren. Umfrageergebnisse zeigen, warum Widerstand wahrscheinlich nichts bringt: Laut Pew Research Center unterstützen 57 Prozent der Bevölkerung die gleichgeschlechtliche Ehe. Nach dem Urteil werden es vermutlich mehr werden, besonders unter den jüngeren Wählern, die die Republikaner gewinnen müssen. Von den nach 1980 Geborenen unterstützen 73 Prozent die gleichgeschlechtliche Ehe. Ob die Republikaner den Weg des Widerstands wählen, hängt davon ab, wie die Parteiführung die politische Stimmung deutet. Präsidentschaftskandidaten vom rechten Flügel haben das Urteil angeprangert. Zum Beispiel der frühere Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee: "Wir müssen Widerstand gegen die Justiztyrannei leisten - und nicht weichen." Einige gemäßigte Republikaner wie Jeb Bush kündigten an, sich an die gerichtliche Entscheidung halten zu wollen, obwohl sie anderer Meinung sind. Das Urteil "trampelt auf den Rechten der Staaten herum", sagte Bobby Jindal, Gouverneur von Louisiana, und "kein weltliches Gericht" könne Gottes Willen ändern. Aber er werde sich an die gerichtliche Entscheidung halten. Die extremeren konservativen Reaktionen erinnern an die Sprache einiger Südstaatler nach dem Urteil 1954, dass Schul-Segregation gesetzwidrig ist. Einen Angriff auf die Werte und den Lebensstil des Südens konstatierten Konservative damals. Zuerst waren sie nicht sicher, wie weit sie die Meinungsverschiedenheit treiben sollten. Senator Harry F. Byrd füllte das Vakuum. "Wenn wir die Südstaaten für massiven Widerstand organisieren können, wird, wie ich glaube, der Rest des Landes rechtzeitig erkennen, dass Rassenintegration im Süden nicht akzeptiert wird", sagte Byrd im Februar 1956. Im Zuge der Widerstandsstrategie wurden Schulen geschlossen und die Anordnungen des Gerichts ignoriert. Das Militär setzte schließlich die Aufhebung der Rassentrennung durch. Das ist die dunkle Seite unserer Vergangenheit, zu der einige Rechtsaußen-Republikaner die Partei offenbar führen wollen. Das Problem ist: Die USA als Ganzes mögen gleichgeschlechtliche Ehen akzeptieren, aber nur 39 Prozent der vor 1946 Geborenen, 34 Prozent der Republikaner und 27 der weißen Protestanten. Die Geschichte lehrt, dass Intoleranz und Widerstand gegen Gerichte in den USA nicht durchgehen. Im "Richmond Times-Dispatch" entschuldigte man sich 2009, ein halbes Jahrhundert danach, bei den Lesern für den damaligen "Enthusiasmus für eine schreckliche Doktrin".

Übersetzung: Hilde Weiss