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Gehälter kommen vor Weihnachten

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Zielpunkt: Insolvenzfonds rechnet mit Forderungen bis zu 30 Millionen Euro - weitere Firmen pleite.


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Wien. Zumindest eine gute Nachricht gibt es dieser Tage für die Zielpunkt-Mitarbeiter. Der Insolvenz-Entgeltfonds (IEF) hat angekündigt, bis Weihnachten die offenen November-Gehälter sowie das Weihnachtsgeld für die 2470 Mitarbeiter der insolventen Supermarkt-Kette Zielpunkt auszuzahlen. "Vielleicht geht sich das sogar bis Ende nächster Woche aus", sagte Wolfgang Pfabigan, Geschäftsführer des IEF, auf Nachfrage.

Am Mittwoch hatten Arbeiterkammer und Gewerkschaftsbund (ÖGB) offene Forderungen in der Höhe von 5,4 Millionen Euro für die betroffenen 2470 Zielpunktmitarbeiter beim IEF eingebracht. Der Masseverwalter, Anwalt Georg Freimüller, habe die Ansprüche anerkannt, so Pfabigan.

Forderungen werden wachsen

Die beim IEF eingebrachten 5,4 Millionen Euro sind nur der Anfang. Der Masseverwalter hat schon angekündigt, die Zielpunkt-Filialen bis Mitte Jänner betreiben zu wollen. Damit steht den Mitarbeitern auch ein Dezember- und ein Jänner-Gehalt zu. Diese müssten eigentlich aus der Masse bezahlt werden. Falls das Geld dafür nicht ausreicht, muss wieder der IEF einspringen.

Im kommenden Jahr kommen zudem Forderungen rund um Kündigungsentschädigungen, Urlaubsansprüche und Abfertigungen hinzu. Auch diese müssen aus dem IEF-Topf, in den alle Unternehmer einzahlen, bezahlt werden. Geschäftsführer Pfabigan rechnet alles in allem mit Forderungen von bis zu 30 Millionen Euro. "Über die konkrete Höhe können wir aber erst etwas sagen, wenn die Ansprüche da sind."

Indes geht das Feilschen um die 229 Zielpunkt-Standorte weiter. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) bestätigte gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal, dass es für die viele Filialen Interessenten gäbe. Für besonders lukrative Standorte hätten sich sogar mehrere Interessenten gemeldet. Bis Ende des Jahres, so Hundstorfer, sollte dann klar sein, welche Standorte übernommen werden und wie viele Menschen ihren Job behalten können.

Laut Masseverwalter Freimüller kommen die Interessenten aus allen Branchen. Darunter sind auch die großen Supermarktketten wie Rewe, Spar und Hofer, die schon ein grundsätzliches Interesse an Zielpunkt-Filialen gezeigt haben. Bei der Konkurrenz kommen jedenfalls alle Zielpunkt-Lehrlinge unter.

Schirnhofer-Holding auch pleite

Im Zuge der Zielpunkt-Pleite musste auch der oststeirische Fleischzulieferer Schirnhofer Insolvenz anmelden. Zielpunkt war Großkunde bei Schirnhofer und dessen Pleite hat auch den Zulieferer in Schieflage gebracht. Nach der Schirnhofer GmbH ist nun auch ihre Mutter, die Schirnhofer Familienunternehmen Holding, pleite.

Die Holding hält 75 Prozent an der Schirnhofer GmbH und ist mit ihr über Gegenfinanzierungen verknüpft. Die Überschuldung beträgt 6,6 Millionen Euro. Auch die Wien Holding, eine 100-prozentige Tochter der Stadt Wien, könnte von der Firmenpleite betroffen sein. Laut "Kurier" hätte diese Anleihen unterzeichnet und im vergangenen Halbjahr etwa 4 Millionen Euro daraus geschöpft. Knapp über eine Million soll das öffentliche Unternehmen noch erwarten. Den Gläubigern wird jedenfalls eine Quote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren angeboten. Von der Pleite der Holding ist die Fortführung des Betriebs der Schirnhofer GmbH nicht betroffen. Hier ist für den 17. Dezember eine Gläubigerversammlung geplant.

AGO mit Sanierungsverfahren

Auch in anderen Branchen laufen die Geschäfte schlechter als befürchtet. Der Personaldienstleister AGO ist insolvent und hat in einer Aufsichtsratssitzung ein entsprechendes Sanierungsverfahren mit einer 20-Prozent-Quote für die Gläubiger beschlossen. Für die Firmenpleite machte das Unternehmen unter anderem eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs verantwortlich. Dieser hatte AGO zu hohen Mitarbeiter-Nachzahlungen verdonnert. Außerdem seien die Geschäftsentwicklungen heuer weit unter den Erwartungen geblieben.

Von der Firmenpleite sind 278 Mitarbeiter betroffen. Etwa 100 von ihnen arbeiten im IT-Bereich des städtischen Krankenanstaltenverbundes und im Wiener AKH. Ein entsprechender Insolvenzantrag wurde am Donnerstag beim Handelsgericht in Wien eingebracht. Demnach belaufen sich die Verbindlichkeiten der Firma auf 4,4 Millionen Euro. 65 Gläubiger bangen um ihr Geld.