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Gehaltskurve: Der Weg ist klar, aber der Wille fehlt

Von Brigitte Pechar

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Ältere Arbeitnehmer sollen möglichst bis zum Regelpensionsalter im Job gehalten werden, also Frauen bis 60 Jahren, Männer bis 65 Jahren. Das verlangen nicht nur die EU und unser Pensionssystem, sondern auch der Hausverstand, wenn man an die demografische Entwicklung denkt. In der Realität sieht das so aus, dass Frauen ab 50 nahezu keine Chancen mehr auf Aufstieg und Weiterbildung haben, bei Männern beginnt diese Phase etwas später. Und am Ende versuchen die Arbeitgeber - häufig im wohlwollendsten Einvernehmen mit den Arbeitnehmern - das Arbeitsverhältnis möglichst vorzeitig zu beenden und die Menschen in den Vorruhestand zu drängen. Durch verschiedenste Maßnahmen - Gesundheitsstraße, "Fit2work", Korridorpension erst ab 40 Dienstjahren - wird das zunehmend erschwert. Und das ist gut so. Hintergrund dessen ist aber, dass ältere Arbeitnehmer teurer sind. Ja, das ist so. Sie waren aber früher auch billig - das wird sowohl von den Jüngeren im Wettbewerb als auch von den Unternehmern gerne vergessen. Und die Erfahrung aus Kollektivvertragsverhandlungen zeigt eines: In dem Moment, in dem die Gewerkschaft höhere Anfangsgehälter vorschlägt, um die Einkommenskurve dann abflachen zu können und somit teure ältere Arbeitnehmer zu vermeiden versucht, gibt es von der Wirtschaft ein klares Nein. Teilweise wird sogar der Verhandlungstisch verlassen, um eine solche Regelung zu verhindern. Das funktioniert nicht nur in der Privatwirtschaft so. Auch beim Beamten- oder Lehrerdienstrecht ist es nicht anders: Sobald höhere Anfangsgehälter ins Spiel kommen, die Zusatzausgaben in den ersten Jahren bedeuten, stockt die Umsetzung. Der Weg ist klar, aber der Wille fehlt.