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Bei der ScienceWeek, die bis 28. Juni österreichweit den Versuch unternimmt, der Wissenschaft populäres Flair einzuhauchen, beansprucht auch das Forschungszentrum für Gebärdensprache und Hörgeschädigtenkommunikation ihren Platz in der Wissenschaft. Franz Dotter, Leiter dieses Forschungszentrums, nimmt diese Gelegenheit zum Anlass, die gesetzliche Verankerung der Gebärdensprache zu fordern.
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"Besonders wichtig für das Zentrum ist die Öffentlichkeitsarbeit, um auf die Situation der Betroffenen aufmerksam zu machen", so Franz Dotter im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Seit Jahren versucht Dotter nun schon auf die Problematik hinzuweisen, von seiten der Politk kommen allerdings keine konstruktiven Maßnahmen. Bis 1994 hatte das Zentrum den Status eines "Projekts", bis es schließlich an der Universität in Klagenfurt als Forschungsstelle eingerichtet wurde.
Anliegen und oberstes Ziel des Zentrums ist die gesetzliche Anerkennung der Gebärdensprache. In Österreich sind etwa 8000 bis 15000 Menschen taub oder schwer hörgeschädigt. Im Forschungszentrum legt man besonderen Wert darauf, die Gebärdensprache wie jede andere Fremdsprache zu etablieren. Die Konsequenzen dieser Vernachlässigung sind dramatisch, weiß Dotter. Im Schnitt verfügt ein achtjähriges Kind über eine bessere Leseleistung als ein 18-jähriger gehörloser Jugendlicher, so das Ergebnis einer Untersuchung im Forschungszentrum. Dotter: "Das Text- und Leseverständnis entwickelt sich extrem schlecht." Zwar gebe es in Österreich Gehörlosenschulen, aber ohne systematische Einsetzung der Gebärdensprache. Zudem seien die Kenntnisse der Gebärdensprache der dort unterrichtenden Lehrer teilweise nur mangelhaft. Die Integration von Behinderten in "normale" Schulen sei zwar wünschenswert, für Gehörlose allerdings ein Horror: "Die Kinder sind völlig isoliert", so Dotter. Bereits unter dem ehemaligen Unterrichtsminister Rudolf Scholten stellte man eine erfolglose Anfrage einen Schulversuch einzurichten, der das bilinguale Modell unterstützt.
Warum man auf staatlicher Seite gegen einen solchen Versuch ankämpft, stößt bei Dotter auf Unverständnis: Zwei Mill. Schilling pro Jahr würden ausreichen, um die Basisfinanzierung für eine Einrichtung eines kleinen akademischen Sektors im Interesse der Gehörlosen sicherzustellen.