Umweltbildung an Schulen hängt vom Engagement der Lehrenden ab. Teil VII der Future Challenge "Leben 2030".
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Wien. Wer die HLWM Annahof besucht, kommt an Umweltthemen nicht vorbei. Die Schule in Salzburg ist eine Pionierin der schulischen Umweltbildung: Schon 1994 gab es einen Spezial-Lehrgang für Umweltökonomie und Umweltberatung. Zwar gibt es diesen nun nicht mehr, aber die Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe ist seit 2003 Mitglied von "Ökolog", einem Netzwerk von 527 Schulen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung engagieren. Der Annahof nimmt an der Future Challenge der Wiener Zeitung "Leben 2030" teil.
Bildungsziel Umweltschutz
Umweltbildung an Schulen hängt in Österreich wie auch in vielen anderen europäischen Ländern wesentlich vom freiwilligen Engagement der Lehrenden ab: Umweltbildung ist kein eigenständiges, verpflichtendes Fach in den Lehrplänen. Allerdings gibt es in Österreich zahlreiche vom Bildungsministerium geförderte Initiativen, Programme und Netzwerke wie etwa Ökolog oder auch die zertifizierten Umweltzeichen-Schulen. Zahlreiche Grundsatzerlässe verweisen außerdem schon seit Mitte der 1980er Jahre darauf, dass Schüler und Schülerinnen im Unterricht für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sensibilisiert werden sollen. Bewusstsein für die Umwelt ist ein offizielles Bildungsziel.
Jedes Schuljahr setzt die HLWM Annahof fünf bis zehn Nachhaltigkeitsprojekte um: Etwa den "Klima-Smiley", der Schul-Menüs kennzeichnet, die einen besonders geringen ökologischen Fußabdruck haben, weil ihre Zutaten aus saisonalem, regionalem und biologischem Anbau stammen. Oder die Modenschau mit fairer Kleidung, die die SchülerInnen der Bundesfachschule für Mode im letzten Jahr organisierten. Die Schule hat ein Abfallwirtschaftssystem, das 1999 gemeinsam von Schülern und Lehrern entwickelt wurde und auch heute von den Schülern mitbetreut wird. "Ich sehe unsere Schule als Schule für ein nachhaltiges Leben", sagt Annemarie Wordian, Betriebswirtschaftslehrerin und an der HLWM Annahof für Ökolog zuständig. "Ich bin überzeugt, dass Bewusstsein für soziale und ökologische Nachhaltigkeit unbedingt zu einer wirtschaftlichen Ausbildung gehört." Wolfgang Kolar, Schulsprecher der HLWM Annahof, meint, dass seine Schule "sicher weiter als andere Schulen" sei: "Wir haben beispielsweise den Verkauf von Dosengetränken nach kurzem Test wieder eingestellt, weil wir dafür kein Recycling hatten. Wir sind sehr aktiv, aber wir könnten sicherlich noch mehr tun."
Umweltbildung sei früher vor allem an Wissensvermittlung orientiert gewesen, berichtet Samira Bouslama Projektleiterin des "Forum Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung". "Man hat aber erkannt, dass Wissen allein nicht fruchtet, wenn es um Nachhaltigkeit geht." Moderne Umweltbildung sei kompetenzorientiert und spreche die Schülerinnen und Schüler auch auf emotionaler und sozialer Ebene an. "Man muss die Schüler einbeziehen und Themen finden, die sie berühren und auch ihnen nah und wichtig sind. Es geht bei Umweltbildung um Kompetenzen und Haltungen, nicht nur um Wissen." Das Forum hat eine Vielzahl von relevanten Angeboten für Pädagogen, unter anderem Weiterbildung und Unterrichtsmaterialien zu allen Nachhaltigkeitsthemen für jede Schulstufe. Die jährliche Sommerakademie für Lehrende steht heuer unter dem Motto: "Klimafrieden - Friedensklima".
Digitalisierung unterbelichtet
Tilman Santarius, Professor an der Technischen Universität Berlin, sieht vor dem Hintergrund des digitalen Wandels noch Aufklärungsbedarf. Die ökologischen Folgen der Digitalisierung seien unterbelichtet, auch im Unterricht: "Zum Beispiel sind wir uns der Effekte unserer Mediennutzung viel zu wenig bewusst: 70 Prozent des weltweiten Datenvolumens gehen etwa auf das Streaming von Filmen zurück. Das ist ein enormer Stromverbrauch. Umweltverbände und Wissenschaft sind hier in der Pflicht, die Daten, Fakten und Zusammenhänge zu recherchieren und so aufzubereiten, dass sie auch im Bildungssektor eingesetzt werden können. Das ist dringend auf der Tagesordnung."