Im Rahmen eines Frühstücks im Management Club wandte sich Bildungsministerin Elisabeth Gehrer gegen eine Verengung von Bildung auf die Bedürfnisse der Wirtschaft. Gefragt seien vielmehr Grundlagenwissen, Sprachen, technologische Fertigkeiten, aber auch Flexibilität. Schwerpunkt der kommenden vier Jahre sei die Qualitätssicherung.
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"Mehr Eigenständigkeit und mehr Leistungsfähigkeit, allerdings im Rahmen konkreter Vereinbarungen": So umschrieb Gehrer gestern vor Führungskräften ihre Ziele in der Bildungspolitik. In der kommenden Legislaturperiode werde es daher vor allem darum gehen, die erreichten Qualitätsstandards zu sichern.
Zu diesem Zweck sollen Leistungsstandards an kritischen Nahtstellen des Bildungssystems - etwa beim Übergang von der Volksschule in die weiterführenden Schulen - erarbeitet, die innere genau so wie die äußere Evaluation der Schulen intensiviert und diese noch um eine internationale Beurteilung ergänzt werden. Es werde zwar keine Schulrankings, sehr wohl aber "in bestimmten Fachbereichen Zertifizierungen" geben, so Gehrer.
Nicht rütteln will die Ministerin am differenzierten Schulsystem, schließlich könne man "nicht alle Kinder und Jugendliche über einen Kamm scheren". In ihrer jetzigen Amtszeit sei das differenzierte System weiter ausgebaut, gleichzeitig jedoch auch die Durchlässigkeit weiter verstärkt worden. Diesem Weg will die Ministerin auch in Zukunft treu bleiben. Allen Forderungen der Opposition nach Einführung der Gesamtschule erteilte sie eine Absage.
Ab 2003 soll ein "Ausbildungsversuch" für Behinderte starten, der es ihnen ermögliche, bestimmte Teilqualifikationen zu erwerben. In enger Kooperation mit der Wirtschaft und dem Arbeitsmarktservice soll auf diese Weise Behinderten die Ausübung eines Berufes ermöglicht werden.
Im Universitätsbereich haben man "aufregende Zeiten hinter sich". Sie selbst habe zwar bei der Einführung der Studiengebühren auch keine Freude damit gehabt, so Gehrer, rückblickend habe sich jedoch gezeigt, dass dies der richtige Schritt gewesen sei. Dadurch sei die Ernsthaftigkeit beim Studieren gestiegen und von den Unis würden die Studenten nun als Partner gesehen. Die Forderung der Opposition nach einem Umsetzungs-Stopp der Unireform bezeichnete Gehrer als "grob fahrlässig", damit würde sich Österreich international "zur Bananenrepublik" machen.
Änderungsbedarf sieht die Ministerin allerdings bei den Privat-Unis. Hier müssten die Prämissen neu überdacht werden, etwa indem die Forschung stärker betont werde. Derzeit laufe es hier nicht nach Wunsch.