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Gehring weit weg von jeder Stichwahl

Von Katharina Schmidt

Politik

Christen-Kandidat kommt auf 5,5 Prozent der Stimmen. | Alternative für ÖVP-Wähler mit skurrilen Ängsten. | Wien. Für Rudolf Gehring ist es ein Achtungserfolg. Der Präsidentschaftskandidat der Christlichen Partei Österreichs hat am Sonntag ersten Hochrechnungen zufolge immerhin 5,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können.


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Bedenkt man, dass der 62-jährige Niederösterreicher bis vor kurzem noch ein völlig Unbekannter war, hat er seine Sache gut gemacht. Mit dem Werben für christliche Werte hat er wohl auch einige der mangels eines eigenen Kandidaten ziellosen ÖVP-Wähler auf sich einschwören können. "Ich stehe für ein neues Österreich" - mit diesem Wahlspruch und den Themen Lebensschutz, Nein zur Eingetragenen Partnerschaft für Homosexuelle und Generationengerechtigkeit ging Gehring auf Stimmenfang. Dabei versuchte er, möglichst nicht anzuecken und einige fundamentalistische Ansichten seines Amtsvorgängers an der Spitze der Christen-Partei, Alfons Adam, abzustreifen. Anders als Adam wollte Gehring etwa Homosexualität nicht als Krankheit sehen und äußerste gar Verständnis für jene, die "homosexuell fühlen".

Wahlkampf wenigprofessionell

Gleichzeitig hat der Christen-Kandidat aber auch potenzielle Wähler mit skurril anmutenden Aussagen im Wahlkampf vergrault. So äußerte er etwa in der Fernseh-"Pressestunde" eine diffuse Angst davor, dass Menschen künftig wie Hunde gechipt und so kontrolliert werden könnten. Ansonsten schlug sich der Neo-Politiker bei TV-Auftritten allerdings unerwartet tapfer.

Weniger professionell verlief da schon sein Wahlkampf, den er aus privaten Spenden finanzierte. Auf Plakate verzichtete er - um in der Wirtschaftskrise kein falsches Signal zu setzen, wie er sagte. Und auch die spärlichen Wahlkampftermine ließen organisatorisch zu wünschen übrig.

Dass er es trotzdem auf mehr als fünf Prozent der Stimmen gebracht hat, erscheint tatsächlich als ein Erfolg, auch wenn er nicht an andere Außenseiter wie etwa Richard Lugner (der Baumeister schaffte 1998 immerhin 9,91 Prozent der Stimmen - allerdings mit einem viel größer angelegten Wahlkampf) herankam.

Dennoch: Die Erwartungen des vierfachen Familienvaters, der nun wohl wieder unter die Wahrnehmungsschwelle der Öffentlichkeit gerät, waren überzogen: Noch bei der Stimmabgabe in Perchtoldsdorf hoffte Gehring auf eine Stichwahl.