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Geht der Exzellenz das Geld aus?

Von Eva Stanzl

Wissen

Experte: Budget-Engpässe machen Forschungspolitik wenig glaubwürdig.


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Wien. Die Universitäten kämpfen seit Jahren mit stagnierenden Budgets. Nun drohen auch Mechanismen, die die Forschung an den Unis mit zusätzlichen Geldern versorgen, zu versagen. "Der Wissenschaftsfonds (FWF) befindet sich in einer finanziellen Notlage und muss Neueinreichungen für Programme zur Förderung exzellenter Forschung aussetzen", hält das Institut für Höhere Studien (IHS) in ihrem jüngsten Policy Brief fest.

Zum Hintergrund: Mangels ausreichenden Budgets hat Österreichs größte Agentur zur Förderung der Grundlagenforschung FWF angekündigt, heuer keine Einreichungen für langfristige Spezialforschungsbereiche und Doktoratskollegs entgegenzunehmen (die "Wiener Zeitung" berichtete). Mit dem erklärten Ziel der Bundesregierung, bis 2020 zu den früheren Forschungsnationen aufzusteigen, sind solche Budgetengpässe aber unvereinbar. "Wie ernst meint es Österreich mit der Förderung exzellenter Wissenschafter, Talente und Nachwuchsforscher in Zeiten des Wettbewerbs und der Standortabsicherung?", fragt IHS-Analyst Andreas Schibany.

Qualitätsförderung an Unis

Die Analyse des Wissenschaftsökonomen: Österreichs Grundlagenforschung wird größtenteils an Universitäten getätigt (die Schweiz oder Deutschland haben einen stärkeren außeruniversitären Sektor). Das Ziel, zum Innovation Leader zu werden, kann daher nur mit ausreichenden Mitteln für die Unis erreicht werden. Denn gute Forschung kostet Mitarbeiter, Räume, Infrastruktur, Geräte, Austausch und Zeit.

Um die Grundfinanzierung der Unis aufzubessern, kommt Drittmitteln eine wachsende Rolle zu. "Ihre Vergabe über Agenturen wie den FWF verfolgt die Prämisse, öffentliche Gelder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung nach dem Wettbewerbsprinzip zu verteilen", schreibt Schibany. Zusätzlich zum Globalbudget würden diese Gelder die Qualität an den Unis honorieren. Gerade die nun eingefrorenen Doktoratskollegs und Spezialforschungsbereiche seien Top-Projekten gewidmet, die die Stärken der heimischen Wissenschaft fördern. "Eine glaubwürdige, langfristig orientierte Forschungspolitik sollte daher die Budgetengpässe in der Exzellenzförderung beseitigen", betont Schibany.

In den derzeitigen Budgetverhandlungen ist der Großteil von 383 Millionen Euro für FWF und Österreichische Akademie der Wissenschaften vorgesehen. Laut FWF ist das zu wenig, um für Langfrist-Programme Verbindlichkeiten eingehen zu können.