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Geht’s ein bisschen tiefer?

Von Judith Belfkih

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Ein bildschöner, stattlicher Mann betritt den Raum. Alle (weiblichen) Augen wandern zu ihm. Neugierde. Dann sagt er den ersten Satz. Was er sagt, tut hier nichts zur Sache. Seine hohe Stimme ist kaum tragend, er näselt ein bisschen. Vorbei ist es mit der Magie. Bei attraktiven Frauen mit Charakterstimmen ist der Kontrast nicht ganz so schroff. Und doch: Der Klang der Stimme ist ein Faktor, der über die Attraktivität entscheidet.

Wie genau, das haben US-Forscher nun untersucht. Bei Frauenstimmen konnten sie keine generell attraktive Tonlage feststellen. Kein Wunder, sind die Herren der Schöpfung bekanntermaßen eher Opfer ihrer optischen Wahrnehmung denn differenzierte Zuhörer. Frauen hingegen vermuten ganz klar hinter einer tiefen Männerstimme attraktivere Menschen. Auf Männer wirken diese hingegen einschüchternd. Soweit so erwartbar. Dass die großen Unterschiede in der Stimmhöhe bei Primaten auf eine polygame Lebensweise hindeuten, wo männliche Tiere einem größeren Selektionsdruck ausgesetzt sind, ist überraschender.

Ist der Mensch, vor allem der männliche, also nicht für die Monogamie gemacht? Hat die Wissenschaft letztlich doch noch über die Moral gesiegt?

Die Attraktivität ihrer Stimme können Partnersuchende künftig mit der App "whispar" unter Beweis stellen. Dort kann man Audiofiles potenzieller Partner anhören. Was allerdings passiert, wenn man sich in eine Stimme verliebt, deren Sprecher dann optisch so gar nicht dem akustischen Eindruck entspricht? Zählt die Stimme als innerer Wert?