"Die oft totgesagte Wiener Börse lebt, und sie macht einen ausgezeichneten Job." Dieses Lob aus dem Mund von Richard Schenz, Ex-OMV-Chef und Regierungsbeauftragter für den Kapitalmarkt, tut gut. Bis vor ein paar Jahren hieß es nämlich noch, der kleine Wiener Aktienmarkt habe keine Zukunft. In der Tat sind die Börsenumsätze von 1995 bis 2002 um 35% geschrumpft, während etwa Finnland um 1.263%, die Niederlande um 506% und Schweden um 342% zulegten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Diese drei Länder sollte sich Österreich zum Vorbild nehmen, sagte der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer, gestern in einer Pressekonferenz in der Wiener Börse.
Einer Analyse des IHS zufolge wirken sich höhere Börseumsätze positiv auf das Wirtschaftswachstum aus. So würde eine Verfünffachung des Börseumsatzes zu einem um 0,4 Prozentpunkte erhöhten Bruttoinlandsprodukt pro Jahr führen. Bezogen auf das Jahr 2003 wären das 850 Mill. Euro mehr BIP. Diese Steigerung sei keineswegs unrealistisch, betonte IHS-Experte Christian Helmenstein. Im vergangenen Jahr seien die Börsenumsätze in Wien um beachtliche 53,2% gestiegen, womit das Minus der Jahre 1995 bis 2002 wieder wettgemacht wurde.
Die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge habe die Nachfrage lediglich um 1% erhöht. Woher also der starke Zuwachs? Schenz: "Die internationale Investorenwelt hat erkannt, dass sich in Österreich etwas tut." Was noch fehlt, sei mehr Angebot an der Börse. Als Maßnahmen nannte Schenz weitere Privatisierungen, die Stärkung des vorbörslichen Risikokapitalmarktes und die Installierung eines Gesetzes für Asset Backed Securities (ABS).
Wichtig ist dem Kapitalmarktbeauftragten nach wie vor die Verbreitung von Börse-Wissen in der Bevölkerung, insbesondere bei den Jugendlichen - den zukünftigen Anlegern. Wie berichtet wurde bereits ein Lehrpaket für Schulen geschnürt. Das Ziel: Maturanten sollen über Aktienoptionsprogramme genauso gut Bescheid wissen wie "über die Handwurzelknochen der Fledermaus", so Schenz.