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Geimpfte, auf zum Lichtermeer!

Von Christina Böck

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Am vergangenen Samstag demonstrierten 42.000 Menschen in Wien gegen Corona-Maßnahmen und Impfpflicht. Am selben Tag haben fast doppelt so viele Österreicher - nämlich 79.559 - eine Covid-Schutzimpfung erhalten. Aber alle reden nur über die Protestierer, keiner über die, die sich - mit dem Bonus ihrer eigenen gesundheitlichen Vorsorge - ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Weil die, die schreien, das einfach so irrsinnig laut tun.

Für dieses In-Verhältnis-Setzen hat es - wieder einmal - Wissenschafter gebraucht. Die Molekularbiologin Renée Schroeder, die Diskursforscherin Ruth Wodak, der Informatiker Hannes Werthner und der Mediziner Herbert Weltler haben am Donnerstag einen Aufruf veröffentlicht, der dieses Missverhältnis der Lautstärke ändern soll. Sie appellieren an "die Mehrheit - klug, solidarisch und geimpft - nicht länger zu schweigen". Es sei "hoch an der Zeit finden, sich in die Debatte einzumischen".

Die Stimme der Vernunft ist nur leider meistens sehr viel leiser als die Krakeeler der Unvernunft. Aber es dürfte für viele der Moment erreicht sein, an dem man etwa nicht mehr einfach so hinnehmen will, dass eine Parlamentspartei ungehindert und ungestraft die Pandemiebekämpfung boykottiert. Auf Sozialen Medien ist bereits eine Idee aufgetaucht, die einem Protest der Stillen gut anstehen würde: ein Lichtermeer der Geimpften als Gegenveranstaltung zum Verschwörungstheoretikertheater. Warum eigentlich nicht.