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Ex-APA-Pressehaus steht seit sechs Jahren leer. | Behörden machtlos, Zwangsabriss wäre nicht möglich.
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Wien. Die große Welt war einst zu Gast im "Internationalen Pressezentrum" in der Döblinger Gunoldstraße. Doch seit die Austria Presse Agentur (APA) Mitte 2005 als Generalmieter in den 6. Bezirk übersiedelt ist, ist das 13 Stock hohe Gebäude neben dem Donaukanal verwaist. Und damit ist der APA-Turm seit rund sechs Jahren Österreichs größter Geisterturm.
In den vergangenen Jahren ist immer wieder über eine Nachnutzung spekuliert worden. Medien- wie Biotech-Firmen wurden wegen der Nähe zu bestehenden Zeitungs- und Radio-Unternehmen beziehungsweise zur Universität für Bodenkultur (Boku) als neue Mieter gehandelt.
All diese Varianten dürften sich jedoch zerschlagen haben: Laut dem Gebäudeeigentümer, der Uniqa-Versicherung, gebe es zwar laufend Gespräche über die Zukunft des späten 1960er-Jahre-Baus - fertige Pläne seien allerdings nicht vorhanden. Derzeit sei man wieder mit einem "konkreten Interessenten" in Gesprächen - Näheres verrät die Uniqa jedoch nicht.
Selbst wenn der graue Turm weitere sechs Jahre leer stünde, die Behörden hätten keine Möglichkeit, in ästhetischer Hinsicht einzugreifen oder gar einen Zwangsabriss aus wirtschaftlichen Gründen zu verfügen. "Wir können keinen Druck ausüben oder in Eigentumsrecht eingreifen", erklärt Otto Krenn, Vizechef der Wiener Baupolizei. Nur wenn ein Gebäude schadhaft ist - etwa bei einer bröckelnden Fassade -, gibt es die Möglichkeit eines Bauauftrages an den Eigentümer. "Wenn der nichts unternimmt, können wir eine Zwangsmaßnahme verordnen", so Krenn. Doch selbst wenn die Substanz so schlecht ist, dass ein Abbruch besser als eine Instandhaltung wäre, sind der Behörde die Hände gebunden: "Einen Abriss zwangsverordnen, das gibt’s überhaupt nicht", sagt der Bauexperte. Im konkreten Fall sei die Substanz des APA-Turms aber ohnedies nicht in einem derart schlechten Zustand, dass sich die Frage stellen würde.
Auch die Döblinger Kommunalpolitik scheint der Geisterturm am östlichen Ausläufer des Nobelbezirks wenig zu kümmern. "Für den Bezirk ist das aktuell kein Problem", heißt es aus der Bezirksvorstehung. Sprich: Der nächtliche Vandalismus rund um das Gebäude hält sich in Grenzen. Dabei hätte das Grätzel in diesem Bereich des Döblinger Donaukanal-Ufers durchaus Potenzial: Außer dem neuen "Vienna Institut of Bio-Technology" der Boku ist ein weiteres Großprojekt an der Muthgasse kurz vor der Fertigstellung: Unter dem Titel "Space2move" errichtet die Raiffeisen-Gruppe bis November ein Büroprojekt mit 26.000 Quadratmetern Nettonutzfläche; in einer zweiten Bauphase soll ein zweiter, annähernd so großer Komplex folgen, erörtert Peter Jäger, für die Vermietung bei Raiffeisen Property International zuständig.
"U-Bahn im Haus"
Das Projekt mit einem Investitionsvolumen von fast 100 Millionen Euro genießt einen wesentlichen Vorteil, den der APA-Turm etwa nicht hat: "Die U-Bahn haben wir fast im Haus. In einer Gehminute ist man bei der U4", so Jäger. Zudem sei auch die Anbindung für den Autoverkehr (Nordbrücke und A22) ideal. Als Standort für die neue Wirtschaftsuniversität ist das Grundstück vor Jahren allerdings dem Wiener Prater klar unterlegen.
Wer in den Gebäudekomplex einziehen wird, ist jedoch noch offen: Verhandlungen über einen ersten Großmieter stünden vor dem Abschluss, so Jäger.