US-Präsidentschaftskandidat missbrauchte Gelder seiner Stiftung für persönliche Zwecke.
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Washington. Auf seiner Homepage bezeichnet sich Donald Trump als leidenschaftlichen Philanthropen. Seine karitative Stiftung unterstütze soziale und humanitäre Projekte in ganz Amerika, steht geschrieben. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, wie die "Washington Post" nun enthüllte. Das Blatt analysierte in den vergangenen Wochen die Finanzen der "Trump Foundation" und fand nach eigenen Angaben heraus, dass der republikanischen Präsidentschaftskandidat selbst seit 2009 keinen einzigen Dollar mehr eingezahlt hat. Stattdessen werde die Stiftung durch Spenden Dritter finanziert.
Und diese Spendengelder soll der milliardenschwere Immobilientycoon widerrechtlich für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten seiner Immobilienfirmen und andere persönliche Zwecke missbraucht haben. Wie die "Washington Post" in ihrer Dienstagsausgabe unter Berufung auf Steuerbescheide der Stiftung schreibt, soll es sich um Rechnungen in der Höhe eine Summe 258.000 Dollar (231.000 Euro) handeln, die Trump abgezweigt hat, um sein nach eigenen Angaben mehr als sieben Milliarden Dollar schweres Privatvermögen zu schonen. Das ist strafrechtlich relevant, da Spendengelder in den USA nach Steuergesetz nur karitativen Zwecken dienen dürfen.
Trump dürfte das aber wenig kümmern: So soll die Stiftung im Jahr 2007 eine Summe von 100.000 Dollar an einen Veteranenverband gezahlt haben, nachdem Trump in einem Streit mit der Stadt Palm Beach einen Vergleich erzielt hatte, berichtete die Zeitung. Dabei ging es demnach um eine Fahnenstange, die, 24 Meter hoch, Trumps "Mar-a-Lago Club" überragte - und fast doppelt so hoch wie erlaubt war. Die Stadt hatte den Klub auf 120.0000 Dollar geklagt.
Bestechung mit Spendengeld
Einige Jahre zuvor habe die zu karitativen Zwecken 1987 ins Leben gerufene Stiftung für 20.000 Dollar ein knapp zwei Meter hohes Trump-Porträt ersteigert. Es habe Trumps Ehefrau Melania gut gefallen, hieß es. Trump selbst hatte sein Geld zu dem Zeitpunkt bereits fast vollständig vom Stiftungskonto abgezogen. Lediglich 4238 Dollar seien Ende 2006 dort belassen worden. 2014 soll Trump erneut ein ihm schmeichelndes Selbstbildnis mit Spendengeldern erworben haben. Der Kauf fand laut "Washington Post" im Rahmen einer Wohltätigkeitsgala für behinderte Kinder statt. 10.000 Dollar machte Trump aus dem Spendenkonto seiner Stiftung für das Selbstporträt locker. Trump selbst habe kein Geld gegeben, bestätigt der Leiter der Wohltätigkeitsorganisation.
Die "Washington Post" berichtet von weiteren Fällen. So soll die Trump-Stiftung 2013 an eine politische Gruppe 25.000 Dollar überwiesen haben, die dem Generalstaatsanwalt von Florida, Pam Bondi, nahestand. Der Geldsegen für die den Republikanern nahestehende Gruppe kam just zu einem Zeitpunkt, als die Staatsanwaltschaft daran war, gegen die Trump University wegen Betrugsverdachts Ermittlungen einzuleiten. Auf diese wurde schließlich verzichtet.
Auch ein für Trump wenig aussichtsreicher Rechtsstreit mit einem Golfspieler endete laut der US-Zeitung damit, dass sich Trump mit einer großzügigen Spende seiner Stiftung schadlos hielt. Die Stiftung überwies schließlich 158.000 Dollar, damit hatte sich Trump einen Prozess und eigenes Geld gespart, so das Blatt.
Staatsanwaltschaft prüft
Neben dem Gesichtsverlust könnte für Trump die missbräuchliche Verwendung der Spendengelder auch rechtliche Folgen haben. Der US-Bundesstaat New York hatte jüngst Ermittlungen gegen die Stiftung aufgenommen. Es bestehe der Verdacht, dass die "Donald J. Trump Foundation" gegen Gesetze zur Regulierung von Wohltätigkeitsorganisationen verstoßen habe, sagte der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman. Und nach der beharrlichen Weigerung des Präsidentschaftskandidaten, seine Steuerunterlagen zu veröffentlichen, dürfte nun, sieben Wochen vor der Wahl, der Druck auf den Republikaner steigen, diese Tradition nachzuholen. Eine Sprecherin von Trumps Konkurrentin um das Präsidentenamt, Hillary Clinton, erklärte zu dem Bericht, es sei "höchste Zeit", dass Trump seine Finanzen offenlege. "Trump hat sich erneut als Betrüger erwiesen, der der Ansicht ist, die Gesetze würden für ihn nicht gelten", heißt es in der Erklärung von Christina Reynolds.
Auch Trumps parteiinterner Kritiker Paul Ryan empfahl dem 70-Jährigen die Veröffentlichung seiner Steuerunterlagen. "Ich habe meine veröffentlicht, ich denke, er sollte seine auch veröffentlichen", sagte der Vorsitzende des Repräsentantenhauses am Donnerstag in Washington. Trumps Image als spendenfreudiger Menschenfreund ist jedenfalls nachhaltig beschädigt.
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