Zum Hauptinhalt springen

Gekaufter Erfolg und verdienter Neid

Von Tamara Arthofer

Kommentare
Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Uli Hoeneß ist wieder da, wie er leibt und lebt. Formal wird der ehemalige FC-Bayern-Manager, -Chef und Steuerbetrugshäftling zwar erst am 25. November wieder ins Präsidentenamt des deutschen Rekordmeisters gewählt, aber schon jetzt bringt er sich mit markigen Sprüchen in Stellung. Die Bayern-Kicker werden von ihm in schöner Regelmäßigkeit zur Ordnung gerufen, auch um die Konkurrenz macht er sich so seine Gedanken. Dass diese nun ausgerechnet vom Aufsteiger RB Leipzig angeführt wird, imponiert ihm, sagte er zu Sky Sport News. Die von Ralph Hasenhüttl betreuten und nach zehn Runden noch ungeschlagenen Liga-Neulinge, die nur zwei Punkte hinter den Münchnern auf Platz zwei der Bundesliga-Tabelle liegen, halte er für "sehr stark" und "mittelfristig einen gefährlichen Gegner". Aber Hoeneß wäre nicht Hoeneß, würde er diesem Lob nicht auch einen kleinen Seitenhieb hinzufügen. "Sie haben natürlich den Vorteil, dass sie meiner Meinung nach während der Woche auf der Couch liegen, wenn wir im Champions-League-Rhythmus sind", meinte er. Und: "Wie ich Herrn Mateschitz kenne, wird er, wenn es zu Weihnachten nötig ist, noch ein paar Milliönchen drauflegen." Mit diesen Äußerungen betreibt Hoeneß ein gefährliches Spiel: Man muss Leipzig (und andere neureiche Retortenklubs) nicht mögen, doch der Hass vieler angeblicher Traditionalisten auf sie hat in Deutschland in dieser Saison ohnehin schon unerträgliche Ausmaße angenommen. Ein weiteres Schüren der Neiddebatte ist da wenig förderlich - und einem designierten Bayern-Präsidenten mit engsten Verbindungen zur Wirtschaft und einer Vergangenheit als Steuerbetrüger nicht würdig. Dass man Erfolg vielleicht kaufen kann, weiß er nur zu gut. Dass man sich Neid erst einmal auch verdienen muss, können die Leipziger durchaus als Trost sehen.