Zum Hauptinhalt springen

Gekicher aus dem Cancel-Keller

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der Keller ist, wie wir seit Ulrich Seidls dokumentarischer Collage wissen, ein seltsamer Ort, der mitunter Dinge ans Licht bringt, die niemand jemals sehen wollte.

So mancher dürfte bei der Wokeness-Debatte in den vergangenen Jahren einen Trend zum Lachen im Keller wahrnehmen, obwohl diese Metapher ja nur bedingt passt, denn immerhin wird da noch gelacht, wenngleich im Keller. Filme wie "Der Schuh des Manitu" dürfte man heute wohl nicht mehr machen. Nicht aus ästhetischen oder gar künstlerischen Gründen. Nein, wegen der Stereotype, die angeblich Leute kränken, die zwar meist nicht selbst betroffen sind, sich aber trotzdem irgendwie berufen fühlen.

Nun hat sich in die Winnetou-Debatte auch ein Urgestein des Brachialhumors eingebracht. Dieter Hallervorden hat sich über die Kritik am Umgang mit historischen Darstellungen anderer Kulturen lustig gemacht: "Ich glaube, wir leben in einer Art von Empfindsamkeitskult, bei der uns andere Leute vorschreiben wollen, mit welchem Slalom wir angebliche Fettnäpfchen in Zukunft zu umrunden haben. Ich nehme es als Bevormundung." Würde man dem folgen, müsste man auch Goethes "Faust" verbieten, so Hallervorden. "Denn die Art, wie Faust sich an Gretchen ranmacht, ist geradezu frauenfeindlich." Und bei Disney: "Sprechende Enten - tut man da einer Gattung nicht bitter unrecht?"

Der weiße, alte Mann hat gesprochen! Hoffentlich wird er dafür jetzt mit 86 nicht noch in den Cancel-Keller verbannt.