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Geklotzt - und prompt bekleckert

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Riesenprojekte der Hypo rund um die Küstenstadt Zadar. | Just ein Billighotel beschäftigt die Justiz. | Zadar/Wien. "Willkommen in der Wirklichkeit, die Realität geworden ist, weil sich jemand gedacht hat, dass es möglich ist." Mit diesem - groß und bunt plakatierten - Leitsatz begrüßt der Tourismuskomplex Novi Spa Hotels & Resort im beschaulichen kroatischen Küstenstädtchen Novi Vinodolski seine Gäste. | Der Fall Hypo


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Wie bei anderen von der Kärntner Hypo finanzierten Projekten hat auch hier die bloße Überzeugung, dass es "möglich" ist, gereicht, um das ambitionierte Vorhaben zu verwirklichen. Sinnhaftigkeit und Krisenresistenz wurden vielleicht zu wenig bedacht.

So wie in Istrien hat die Bank hier ordentlich geklotzt - und sich prompt dabei bekleckert: Hotel und Luxus-Apartmenthäuser nehmen 310.000 m² ein. Wie sich aus einem vertraulichen Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) herauslesen lässt, hat die Hypo rund 120 Millionen Euro an Krediten gewährt - und hohen Abschreibungsbedarf.

Per 30. Juni 2009 hielten die PwC-Experten bilanzielle Risikovorsorgen von 21 bis 38 Millionen Euro für notwendig - den optimistischeren Wert bei einem "günstigeren Verwertungsszenario für die Zusatzsicherheiten" beziehungsweise für den Verkauf der Appartements. Die Verwertung stockt jedoch. Die Hypo hat zuletzt einen Konkursantrag eingebracht, um das jetzige Management loszuwerden und den Verkauf voranzutreiben. Die Anlage gilt als Projekt des kroatischen Ex-Tennis-Stars Bruno Oresar, im Moment - wahrscheinlich auch wegen der Jahreszeit - gleicht die Anlage einer Luxus-Geisterstadt.

Während in Novi Vinodolski die - ursprünglich aus Südtirol kommende - Falkensteiner-Gruppe kürzlich als Hotel-Betreiberin das Handtuch geworfen hat, ist sie bei anderen Riesenprojekten rund um die Kärntner Hypo nach wie vor mit von der Partie: Gut zwei Autostunden südlich befindet sich - an der Küste - die Provinzhauptstadt Zadar. Hier existiert eine besondere Dichte an Problemprojekten der Kärntner Bank.

Da wären zunächst die beiden Falkensteiner-Tourismuskomplexe Punta Skala und Borik. Punta Skala nimmt mit zwei Hotels, 187 Nobelapartments und einer eigenen Küstenpromenade eine rund 30 Hektar große Halbinsel am Nordrand der Stadt ein. Die Hypo finanzierte mit 130 Millionen Euro, PwC riet bereits vor der Notverstaatlichung der Bank zu Risikovorsorgen von bis zu 22,6 Millionen Euro - falls ein "positiver Abschluss der Gespräche mit potenziellen Interessenten zur Beteiligung an dem Gesamtprojekt" und ein "Ausgleich zu erwartender Unterdeckungen aus dem Abverkauf der Mietrechte" ausbleibt.

Zank um Getränkefirma

Etwas weiter stadteinwärts liegt Borik - eine Parkanlage mit Hotels und Badestrand. Laut PwC-Bericht hat die Hypo hier 64 Millionen Euro vergeben - und sollte Mitte 2009 die Risikovorsorgen von 13,6 um bis zu 24,4 Millionen Euro aufstocken. Ein optimistischeres Szenario sei möglich bei "Vermeidung der Insolvenz und Wiederherstellung der Kapitaldienstfähigkeit durch Reduzierung der Management- und Buchungs-Fees des Hotelbetreibers".

Doch nicht nur mit Hotels hat die Hypo in Zadar Erfahrung: Vor sieben, acht Jahren lieferte sich die Bank mit dem austro-kanadischen Rennstallbesitzer Walter Wolf ein veritables Gefecht um den Getränkehersteller Maraska. Heute liegt der Hypo vor allem eine andere Industriebeteiligung im Magen: der Verpackungskonzern Aluflexpack. Das Unternehmen beschäftigt rund 400 Mitarbeiter - unter anderem in Murvica nahe Zadar. Die kleine Fabrik liegt im ehemaligen Kriegsgebiet, in der Nähe stehen sowohl Ruinen als auch Neubauten, auf der Straße sieht man noch die Granateinschläge. Aluflexpack hat der Hypo in der Vergangenheit hohe Verluste beschert. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich bei dem Unternehmen um jene "Aluminiumschmiede" in Kroatien handelt, bei der Hypo-Chef Gottwald Kranebitter das Engagement - laut jüngsten Aussagen - "auf null stellen" will.

Für die Justiz besonders spannend ist das - im Industriegebiet von Zadar gelegene - Hotel Porto. Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger soll dort gegen den Rat seiner Mitarbeiter einen Millionenkredit durchgesetzt haben. Striedinger bestreitet das und verweist auf die positive Projektbeurteilung eines Beraters und der Hypo-Filialleiterin vor Ort. Dass - bei all den 5-Sterne-Tempeln im Hypo-Land - just eine 3-Sterne-Billigabsteige für Aufregung sorgt, scheint an Ironie kaum zu überbieten.