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Neuer Eigentümer der Consultants soll mehr als 60 Millionen Euro erlöst haben. | Bank droht aus Beraterhonorar Steuernachzahlung in Millionenhöhe.
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Wien. Nicht hinter jedem faulen Kredit verbirgt sich ein schlechtes Geschäft - zumindest aus der Perspektive mancher Kreditnehmer. Wie berichtet, hat die Kärntner Hypo Alpe Adria im Jahr 2007 einen gewichtigen Teil ihrer Beteiligungssparte Hypo-Consultants unter fragwürdigen Umständen an eine kroatische Investmentgesellschaft verkauft. Die Hypo versucht nach massiven Wertberichtigungen gerade verzweifelt, von ihren - damals auf den neuen Eigentümer umgeschichteten - Krediten im Ausmaß von heute knapp 200 Millionen Euro zumindest 120 Millionen wiederzuerhalten. Für andere Beteiligte ist die Angelegenheit aber offenbar deutlich günstiger gelaufen.
In einer Anzeige an die Staatsanwaltschaft Klagenfurt, die der "Wiener Zeitung" vorliegt, zitiert die Hypo aus bankinternen Dokumenten von Mitte 2009. Diesen sei zu entnehmen, dass der neue Eigentümer - und Hypo-Schuldner - mehrere Immobilienprojekte bereits verkauft habe. Zusammengerechnet würde sich ein Verkaufserlös von - mindestens - knapp 50 Millionen Euro ergeben. Dazu kommt noch ein Erlös von 18,5 Millionen Euro aus dem Weiterverkauf der Consultants-Töchter in Serbien und Bosnien. Die Risikoabteilung der Hypo wies damals darauf hin, dass aus den lukrierten Geldern nur rund eine Million Euro zur Kreditrückführung bei der Hypo verwendet worden sei. Mehr Glück hatten offenbar eine kroatische Firma namens Agrokor und die Zagrebacka Banka.
Sicherheit verschenkt?
Agrokor wurde vom neuen Consultants-Eigentümer ein Darlehen von 11,8 Millionen Euro zurückbezahlt. Die Zagrebacka Banka - eine Tochter der Bank Austria - erhielt zumindest 3,8 Millionen Euro eines rund 37 Millionen Euro schweren Kredits zurück.
Die bankinternen Ermittler der sogenannten CSI-Hypo gehen davon aus, dass Zagrebacka Banka, Agrokor und Erste Factoring dem Consultants-Käufer die drei wesentlichen Tranchen des Kaufpreises von (inklusive Zinsen) 62,7 Millionen Euro finanzierten. Dabei wurde - einem internen E-Mail zufolge - der Zagrebacka-Kredit mit Hypotheken auf drei Immobilien besichert, die gemeinsam einen Schätzwert von rund 35 Millionen Euro aufwiesen. Nun behaupten die Hypo-Ermittler, dass diese Kreditsicherheit eigentlich den Kärntnern zugestanden wäre.
Ursprünglich forderte die Hypo beim Consultants-Verkauf von Kaufinteressenten, sämtliche Verbindlichkeiten der Beteiligungen bei der Hypo auf eine andere Bank umzuschichten. Laut Anzeige informierte der damalige Hypo-Chef Siegfried Grigg den Aufsichtsrat erst einen Tag vor der Vertragsunterzeichnung darüber, dass das Obligo doch bei der Hypo bleiben werde. Ein vom Land Kärnten entsandter Vize-Aufsichtskommissär fragte kritisch nach, welche Wertberichtigungen daraus zu erwarten seien. Grigg erklärte, dass die Bonität des Käufers keine Wertberichtigungen erwarten lasse. Beim Käufer soll es sich allerdings um eine - wenige Tage zuvor gegründete - bloße Projektgesellschaft ohne Vermögen und operatives Geschäft gehandelt haben.
Haftung wegverhandelt
Eine Haftung der finanztechnisch deutlich potenteren Muttergesellschaft wurde von dieser wegverhandelt. Doch auch das Prinzip, dass alle Einzelprojekte für das gesamte Kreditvolumen als Sicherheit dienen sollten, sei nicht eingehalten worden, schreiben die Ermittler. Stattdessen wurde die Finanzierung auf 19 einzelne Kreditverträge aufgesplittet. Sicherheiten seien nur im Ausmaß von 125 Prozent der jeweiligen Kreditsumme einverleibt worden, weshalb einzelne Immobilien nicht mit Hypotheken belegt wurden - zum Beispiel jene, die als Sicherheit für die Zagrebacka Banka dienten.
Die Hypo schließt nicht aus, dass ihre damaligen Top-Manager auf die Sicherheiten verzichtet haben, weil der Käufer - die Auctor Projekt d.o.o. - sonst den Kaufpreis nicht aufbringen hätte können. Ohne den raschen Verkauf der Consultants hätten die damaligen Hypo-Eigentümer jedoch keine 50 Millionen Euro schwere Sonderdividende bekommen. Die Anzeige wegen des Vorwurfs der Untreue richtet sich gegen sieben Ex-Manager der Bank - unter anderem gegen die früheren Vorstände Wolfgang Kulterer, Josef Kircher, Siegfried Grigg und Tilo Berlin. Grigg und der Anwalt Kulterers, Ferdinand Lanker, erklärten am Freitag gegenüber der "Wiener Zeitung", die Anzeige noch nicht erhalten zu haben. Kircher und Berlin waren vorerst nicht erreichbar. Alle haben in der Vergangenheit jegliches Fehlverhalten bestritten, es gilt die Unschuldsvermutung.
Teure Beraterfirma
Insgesamt wird der Schaden aus dem Verkaufsprozess - wie bereits bekannt - mit mindestens knapp 146 Millionen Euro angegeben. Eine weitere Zahlung könnte auf die Hypo jedoch noch zukommen: Dem Hauptberater des Deals, der Firma ASP, zahlte die Hypo knapp 8 Millionen Euro Honorar. Darüber hinaus äußern die Ermittler den Verdacht, dass über eine komplizierte Konstruktion weitere 1,1 Millionen Euro geflossen sein könnten. Zu allem Überdruss droht nun jedoch auch noch eine Steuernachzahlung von einer knappen Million Euro, weil die Finanz eine Nachverrechnung der Umsatzsteuer fordert. Ein endgültiger Bescheid liegt noch nicht vor, am Ende des Tages könnte die Hypo einem einzelnen Berater jedoch stolze 16 Prozent des Verkaufserlöses bezahlt haben. Da sind Rechtsanwaltskosten noch gar nicht eingerechnet. ASP war in der Vergangenheit zum Thema Consultants nicht zu erreichen. Auctor hat wiederholt Unregelmäßigkeiten beim Consultants-Deal bestritten.