Stadt Wien stellt 375.000 Euro für grünes Aktionsprogramm "Grätzloasen" zu Verfügung.
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Wien. Wientalterrassen, Fuß- und Begegnungszonen, Flaniermeilen. Und nun: Grätzloasen. Die Grünen scheinen immer mehr Gefallen daran zu finden, dass der Wahltermin in den Herbst verlegt wurde und nicht bereits vor dem Sommer stattfindet. So werden auch die am Donnerstag vorgestellten Grätzloasen erst richtig zur Geltung kommen, wenn die Sonne scheint und die Wiener viel Zeit im Freien verbringen werden.
Das Programm Grätzloasen soll jene Wiener unterstützen, die mit konkreten Ideen ihr Grätzl "schöner und belebter" machen wollen, sagt Vassilakou. Als Beispiele nennt sie das Aufhängen von Hängematten wie etwa im Bruno Kreisky Park, Rasenverlegen und Picknicken auf Parkstreifen sowie das Schaffen von Sitzmöglichkeiten. Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt, wird betont. Allerdings muss die Jury die Idee auch gut finden, damit diese auch im Rahmen des Programms gefördert wird. Bis zu 4000 Euro sollen für möglichst viele kleine Projekte gezahlt werden. Für besonders aufwendige und innovative Aktionen gibt es bis zu 8000 Euro. Insgesamt stehen 375.000 Euro zur Verfügung. Die Grätzloasen sind zunächst für drei Jahre angelegt. Abgewickelt wird das Projekt vom Verein Agenda 21.
"Nicht artig am Bankerl sitzen"
Das Thema sei ihr schon lange am Herzen gelegen, sagt Vassilakou. Sie wünscht sich, dass überall wunderschöne kleine Orte entstehen, wo man das Leben in der Stadt bewusst wahrnimmt und genießt. Vor allem Gegenden, wo man möglichst schnell entlang- oder durchgeht, sollen so aufgewertet werden.
"Das kann eine kleine Piazza sein, ein Ort, wo man gerne verweilt und wo Kommunikation entstehen kann", so Vassilakou über ihre Vorstellungen eines schönen und belebten Grätzels. "Und nicht artig am Bankerl sitzen und Blumen anschauen, sondern die Hängematte nehmen und den Park als verlängertes Wohnzimmer sehen", fügt sie hinzu. Die Vizebürgermeisterin ist optimistisch: "Ich gehe davon aus, dass wir bald mehr Interessenten als Mittel haben werden."
Eingereicht werden kann auf der Homepage www.grätzloase.at. Die Jury, bestehend aus Mitarbeitern der MA 19, MA 21, MA 28 und MA 46, wählt an drei Terminen pro Jahr die zu fördernden Projekte aus . Nach dem 31. März sind dies der 4. Mai und der 12. Oktober.
Die Präsentation der Grätzloasen sorgte am Donnerstagnachmittag für Verstimmung beim roten Koalitionspartner, der das Projekt der Grünen kritisierte: Die SPÖ sei selbstverständlich dafür, Ideen der Bürger, die zur Verbesserung ihres Wohnumfeldes beitragen, zu fördern, hieß es. Josef Taucher (SPÖ), stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses: "Mit Ideen meinen wir aber nicht temporäre Aktionen, sondern Investitionen, die zu einer nachhaltigen Verbesserung im Grätzl beitragen. Was wir am wenigsten brauchen, ist ein Aktionsprogramm, bei dem viel Geld für öffentliche Events im Straßenraum ausgegeben wird und hinterher nichts bleibt, außer nette Pressebilder."
Grätzloasen auf Bezirksebene verankern
Das Aktionsprogramm Grätzloasen müsse auch auf Bezirksebene verankert werden und als eine Plattform für den Austausch gelten. "Entweder sollen die Bezirke in der Jury bei der Auswahl der Projekte einbezogen werden oder im Sinne einer nachhaltigen Governance ein Beirat aus BürgerInnen, Verwaltung, Bezirkspolitik und Agenda eingerichtet werden. Wir brauchen neue Formen der Zusammenarbeit und kein zentralistisches Aktionsprogramm ohne nachhaltige Verbesserungen der Lebensqualität im Grätzl."
Die Grünen konterten auf den Angriff von Taucher. Rüdiger Maresch, Umweltsprecher der Grünen Wien: "Er scheint weder die Beschlüsse seiner eigenen Fraktion noch die Beschlüsse des Gemeinderats zu kennen. Die heute präsentierte Aktion ,Grätzeloase‘ ist ein Projekt, dessen Inhalte und Struktur seit längerem bekannt sind und das die Zustimmung der SPÖ im Gemeinderatsausschuss und im Gemeinderat fand. Besonders befremdlich sind die Aussagen deshalb, weil Gemeinderat Taucher erst vor wenigen Wochen viel Lob für die Aktion ,Grätzloase‘ gefunden hat. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum die SPÖ hier mit zwei verschiedenen Zungen spricht", so Maresch abschließend.