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"Premier League knackt beim Umsatz Vier-Milliarden-Marke." Nun ist diese Meldung, die am Donnerstag durch die Redaktionen lief, zwar nicht neu, eine Frage wirft sie dennoch auf. Wie kommt es, dass der englische Fußball jährlich 4,4 Milliarden Euro kassiert (ohne Transfers), aber diese gigantischen Summen nicht auf Tore und internationale Triumphe ummünzen kann?
Das gilt für die Champions und Europa League genauso wie für Welt- und Europameisterschaften. Nur sechs Titel hat der insulare Klubfußball in den vergangenen 20 Jahren gewonnen, bei den Three Lions sieht die Bilanz noch trister aus: Hier liegt der jüngste WM-Triumph 50 Jahre zurück und auch bei Europaturnieren kam man mit Ausnahme eines dritten Platzes (EM 1968) und dem Halbfinal-Elferkrimi 1996 nie in die Nähe eines Endspiels. Dass sich daran nach dem 10. Juli etwas ändern wird, glaubt daher kaum jemand. So auch der deutsche Spieler Jerome Boateng. Er zweifle, ob England "die Qualität und Konstanz für ein ganzes Turnier" habe, meinte er.
Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Wobei Boateng nicht ganz recht hat. Qualität hat der durch und durch aus Premier-League-Spielern besetzte EM-Kader von Coach Roy Hodgson gewiss. Diese lässt sich mit viel Geld anreifen. Nicht kaufen lässt sich hingegen Konstanz. Wie man es dennoch schafft, hat etwa ÖFB-Teamchef Marcel Koller vorgezeigt, als er aus einer zwar qualitativ guten, aber dauerhaft nicht wirklich erfolgreichen Elf ein echtes Team bastelte - mit eiserner Disziplin und wohlwollendem Vertrauen. Welche Früchte dieses Konzept bringt, zeigt ein Blick auf die Weltrangliste. Österreich liegt hier auf dem zehnten Rang, acht Punkte vor England.