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Geld statt Weitsicht

Von Tamara Arthofer

Kommentare
Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Man muss ja nicht gleich alles schlechtreden. Aber man kann. Denn unverständlich sind die kritischen Kommentare zur Einführung der Nations League nicht, die sich derzeit durch Fan-Foren und Vereinsaussendungen ziehen wie die allgemeine Reformwut durch die Amtszeit von Europas Fußball-Verbandschef Michel Platini. Der Verdacht liegt nahe, dass es dem Franzosen auch mit dieser Umkrempelung des Länderspielkalenders einerseits um die Lukrierung einer neuen Einnahmequelle durch zentrale Vermarktung, andererseits um einen Schlag gegen den Weltverband Fifa im schwelenden Machtkampf zwischen ihm und seinem Pendant Joseph Blatter geht. Die Gräben zwischen Fußball-Europa und dem Rest der Welt werden jedenfalls nicht kleiner, wenn Freundschaftsspiele europäischer Teams gegen Mannschaften von den anderen Kontinenten quasi gestrichen werden. Ist natürlich alles nicht so, denn einige (wenige) Termine werden für solche Begegnungen ja noch frei bleiben, argumentiert die Uefa eilig. Wie überhaupt angeblich so vieles nicht so ist wie befürchtet. Zusatzbelastung für die Spieler? A geh, man arbeite an einem Konzept, mit dem die Anzahl der Spiele gleich bleibe. Wie sich das ausgehen soll, ist fraglich. Inwiefern die Nations-League-Spiele noch dem Zweck von Testspielen - nämlich dem Testen - dienen können, detto. Was aus der EM-Qualifikation wird, wenn diese auf mehrere Phasen und zwei Bewerbe aufgeteilt wird - 20 Plätze werden via traditionelle Qualifikation vergeben, vier über den Umweg Nations League -, steht auch weniger auf den offiziellen Plänen denn in den Sternen. Dass die meisten Verbände dem Format dennoch positiv gegenüberstehen, liegt vorrangig am Geld - und ist deswegen nachvollziehbar. Weitsichtig macht es das aber noch lange nicht.