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Geld und Spiele

Von Tamara Arthofer

Leitartikel

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Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sparte bei seiner Ankunft in Südkorea vor Beginn der Winterspiele am Freitag nicht mit Pathos: Der olympische Geist habe aufgrund der - zwischenzeitlichen - Annäherung zwischen den verfeindeten Koreas die "Hoffnung auf eine glänzende Zukunft für jedermann auf der koreanischen Halbinsel" gebracht, sagte er. Nun gehört es zu den Usancen, sportliche Großveranstaltungen im Allgemeinen und Olympische Spiele im Besonderen symbolisch zu überfrachten. Doch die moralische Überlegenheit, die Bach und andere Olympia-Funktionäre für sich beanspruchen, nimmt man ihnen nicht ab. Das IOC steht aktuell wegen seines Zickzackkurses in Bezug auf das mutmaßliche Staatsdoping-System in Russland in der Kritik; und dass Sport nachhaltig Frieden stiften kann, ist eine schöne Vorstellung - viel mehr aber auch nicht. Wenn schon ein Skirennen wie zuletzt der Nachtslalom in Schladming nicht ohne Schneeball- und ein Fußball-Derby nicht ohne Feuerzeug-Würfe auskommt, braucht man sich keinen allzu großen Illusionen hinzugeben, dass Ressentiments und chauvinistische Auswüchse durch Sport beseitigt werden können.

Freilich, Ausnahmen im Kleinen bestätigen die Regel. Im Großen ist Olympia aber in erster Linie eine Maschinerie, bei der politische und wirtschaftliche Interessen den olympischen Geist längst vertrieben haben. Insofern ist auch das Gejammer darüber, dass die Spiele zuletzt und in naher Zukunft einen Bogen um den traditionellen europäischen Kernmarkt machen, wenig glaubhaft. Asien gilt der Wintersportindustrie als gedeihlicher Boden, von den Spielen in Pyeongchang profitieren auch österreichische Unternehmen wie der Seilbahnhersteller Doppelmayr in großem Ausmaß. Noch mehr aber schielt die Branche nach China, wo in vier Jahren die nächsten Winterspiele stattfinden; schon jetzt bereitet man sich auf enorme Exportzuwächse vor. Im Umkehrschluss soll die neu entfachte Begeisterung im bevölkerungsreichsten Land der Welt auch Ski-Touristen nach Österreich bringen. Erst vor wenigen Tagen luden die Österreich-Werbung und das Außenwirtschaftscenter Peking zu den "Austrian Winter Sports Days" in China, wo dafür geworben wurde. Denn dort spielt die Musik. Wenn die Spiele schon keinen Frieden bringen können, dann zumindest bares Geld. Das zu sagen, wäre ehrlicher.