Zum Hauptinhalt springen

Geld und Zukunft

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Die Entwicklung der öffentlichen Schulden macht Regierungen, Notenbanken, Wirtschaftsforscher und internationale Institutionen zunehmend nervös. Es ist die enorme Summe, die zu Problemen führt, aber auch die Verzinsung. Wir reden hier von einem Betrag, der in die Billionen geht, das ist eine eins mit zwölf Nullen. Wer soll das jemals bezahlen?


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Griechenland dient als Beispiel, doch ins Gerede kam die gesamte Eurozone. Nun spielen alle Verantwortlichen den Ball flach, und das ist gut so. Auch hier soll nicht Panik verbreitet werden, denn wie es weitergeht, ist in der Tat schwierig zu sagen.

Doch die Menschen haben ein Anrecht auf eine exakte Beschreibung des Status quo. Und der lautet so: Griechenland wird nicht in der Lage sein, alleine aus der Schuldenfalle zu entkommen, andere EU-Länder vermutlich auch nicht. Dass die EU-Finanzminister und die Zentralbank auf Zeit spielen, ist kein Fehler. Aber nur dann, wenn jetzt schon Instrumente vorbereitet werden, um dem Unvermeidlichen zu begegnen: Europa wird mit einem EU-weiten Kraftakt darauf reagieren müssen. Dieser wird vermutlich um die 300 Milliarden Euro kosten. Neue Schulden gegen die Schulden? Ja, denn Feuer wird mitunter mit Feuer bekämpft.

Das wird auch zu Steuererhöhungen führen, nicht nur in Österreich, nicht nur in Europa, nicht nur in den USA, nicht nur in Japan, sondern weltweit. Denn einsparen kann eine derartige Summe kein Staat. Es wird wohl auch zu Steuern auf Wertpapier-Vermögen kommen. Turbulenzen auf den Finanzmärkten führen zu sinkenden Kursen, also zu einer Reduzierung dieser Vermögen. Es ist daher vermutlich rational, wenn sich die Reichen bereiterklären, einen sehr geringen Teil ihres Vermögens als Steuer zu bezahlen, und damit helfen, die Lage zu stabilisieren. Im anderen Fall droht ein größerer Verlust, wenn die Börsen - wie schon 2008 - verrückt spielen.

Vor dieser Argumentation hüten sich Politiker wie Notenbanken. Denn es wäre das Eingeständnis, dass es ohne drastische Maßnahmen nicht gelingen wird, die Schuldenkrise zu bewältigen. Ein Teufelskreis, der gut gemeint ist, aber das Gegenteil von gut ist. Er wird durchbrochen werden, denn zusätzliches Wirtschaftswachstum allein wird nicht ausreichen, die Belastungen zu decken.