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Geldanlage mit Taifun und Co.

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Credit Suisse holt sich in Österreich 10 Millionen Euro. | Katastrophen in China und Burma ließen Branche kalt. | Wien. Wer hätte gedacht, dass ein Erdbeben in Kalifornien auch so manches Bankdepot in Österreich erzittern lässt? Seit kurzem können hierzulande erstmals Privatanleger direkt in Versicherungsrisiken investieren. Nun müssen die Investoren hoffen, dass diverse Naturkatastrophen, Flugzeugabstürze und andere tragische Ereignisse niemals eintreten werden.


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Das Prinzip ist einfach: Ein Fonds nimmt Versicherungsgesellschaften gewisse Risiken ab, die diese nicht tragen wollen oder können. Der Fonds erhält von der Versicherung fixe Prämien. Dafür wird er dann auch im Schadensfall zur Kasse gebeten.

In der Praxis spielt dies unter anderem bei - besonders hoch dotierten - Versicherungsgeschäften in Zusammenhang mit Naturkatastrophen, Schiffsunfällen oder Flugzeugunglücken eine wichtige Rolle. Diese können sich einzelne Versicherungen oder Rückversicherungen mitunter nämlich gar nicht aus eigener Kraft leisten. Fonds, die derartige Risiken übernehmen, erhalten ihrerseits das nötige Kleingeld, indem sie - zum Beispiel - Zertifikate an Investoren verkaufen.

Kleinanleger an Bord

Auf diese Weise konnten vor kurzem zum ersten Mal auch Kleinanleger in Österreich derartige Investments in Versicherungsrisiken (Insurance-Linked-Strategies, ILS) tätigen: Die Schweizer Bank Credit Suisse hat laut Portfoliomanager Niklaus Hilti im März und April dieses Jahres hierzulande 10 Mio. Euro für ihren ILS-Fonds eingesammelt.

Dieser hält unter anderem Versicherungsrisiken in Zusammenhang mit Hurrikans in den USA, Taifunen in Japan oder Erdbeben in Australien. Insgesamt besteht das Portfolio zu 60 Prozent aus Risiken im Bereich Naturkatastrophen. Darüber hinaus spielen Luft- und Schifffahrt eine wichtige Rolle.

Hilti strebt eine Jahres-Rendite von 9 bis 11 Prozent an. Garantiert ist diese allerdings nicht. Tritt ein Schadensfall ein, wirkt sich dieser direkt auf die Performance des Zertifikats aus. Das Investment wird zur Wette auf das Ausbleiben von Katastrophen.

"Der erste Fall, wo wir zahlen mussten, war beim Hurrikan Katrina", erzählt Hilti. Dieser Sturm habe im Sommer 2005 in den USA immerhin einen Gesamtschaden von 50 Mrd. Dollar angerichtet, so der gelernte Meteorologe.

Die Jahresperformance des ILS-Fonds verringerte sich in der Folge um 1,6 Prozentpunkte.

Regionale Unterschiede

Zuletzt musste der Fonds nach dem Orkan Kyrill im Jänner 2007 Zahlungen leisten. Katastrophen wie das jüngste Erdbeben in China oder der Zyklon Nargis in Burma wirken sich laut Hilti trotz enormer Ausmaße nicht auf den Anlageerfolg aus: In diesen Regionen seien nur ein bis zwei Prozent der Gesamtökonomie versichert.