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Geldinstitute auf dem Prüfstand

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Zu viele Filialen, zu wenig Effizienz, zu starke Konzentration auf die Kreditvergabe · Österreichs Banken mußten sich gestern, Montag, bei einem Standortforum des Wirtschaftsministeriums einmal | mehr einer kritischen Prüfung durch Finanzmarktexperten unterziehen.


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Um durchschnittlich 13% bis 14% seien die Input-Aufwendungen der heimischen Banken zu hoch, faßte Universitätsprofessor Georg Winckler vom Institut für Wirtschaftswissenschaften in seinem Vortrag

eine Effizienz-Studie, in deren Rahmen rund 400 Institute untersucht wurden, zusammen. Am schlechtesten schnitten dabei die Volksbanken ab, am effizientesten sei der Raiffeisensektor.

Das vorrangige Problem der österreichischen Banken sei, daß sie seit dem Niedergang der Creditanstalt in den 30er Jahren über Jahrzehnte hindurch als Non-profit-Organisationen geführt wurden, brachte

es der Generaldirektor der Erste Bank AG, Andreas Treichl, bei einer Podiumsdiskussion auf den Punkt. Erst durch die großen Privatisierungen der vergangenen Jahre habe ein Umbruch eingesetzt. Nach

wie vor müßten jedoch 65% der Marktteilnehmer ihren Gewinn nicht optimieren, was den Wettbewerb verzerre. Am Börseplatz Wien vermißt Treichl die Präsenz der österreichischen Industrie: "Hätten wir

mehr Industrieunternehmen, die freiwillig den Schritt an den Kapitalmarkt gewagt hätten, würde die Wiener Börse anders aussehen."

Claus Raidl, Generaldirektor des Edelstahlerzeugers Böhler-Uddeholm, bemängelte aus Unternehmersicht das Universalbankenprinzip in Österreich, das die Ausstattung der österreichischen

Wirtschaftsunternehmen mit Eigenkapital verhindert habe. Die heimischen Geldinstitute hätten in den vergangenen 40 Jahren die Vergabe von Krediten ("am liebsten geförderte") und die Sammlung von

Spareinlagen als ihre Hauptaufgaben gesehen. Dies habe dazu geführt, daß einerseits den Banken immer mehr Firmen gehörten und andererseits die Spareinlagen einen im internationalen Vergleich sehr

hohen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichten. "Man muß die Sparer in andere · risikoreichere · Veranlagungsformen hineinführen", forderte Raidl. Österreich brauche ein wachstumsförderndes

Finanzierungssystem, das den Mittelstand besonders berücksichtige. Es habe nie eine richtige steuerliche Förderung für Hoch-Risiko, sprich: Aktien und Beteiligungen, gegeben. Die Aufgabe der Banken

sei es, mit diesen Risken zu handeln, es dürfe keine "Bankenförderung" mehr geben.