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Nach wie vor ist die Politik von einer konstruktiven Lösung bei Brexit, internationalem Handelskonflikt und etwaigen globalen Klimaschutzmaßnahmen meilenweit entfernt. Währenddessen taucht die Industrie in vielen Weltregionen in eine Schrumpfungsphase und löst daher Rezessionsängste aus. Wir gehen davon aus, dass in der Eurozone das unterdurchschnittliche Konjunkturumfeld bis Mitte 2020 anhalten wird. Dabei ist jedoch unterstellt, dass sich der robuste Dienstleistungssektor und die Bauwirtschaft positiv entwickeln. Die Trendwende im zweiten Halbjahr 2020 sollte auch dem Lockern der politischen Bremsklötze Brexit und Handelskonflikt geschuldet sein. Ein Abgleiten in ein globales Rezessionsszenario haben wir nicht unterstellt. In den USA sehen wir eine moderate Abkühlung des BIP-Wachstums auf 1,5 Prozent.
Die Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks versuchen mit weiteren Lockerungsmaßnahmen, ihren Beitrag zur Konjunkturstabilisierung zu leisten. In den USA ist der Offenmarktausschuss der Fed aber ebenso gespalten hinsichtlich der künftigen Ausrichtung wie der EZB-Rat. Die Vertreter einer expansiven Geldpolitik werden aber wohl hier wie dort vorerst die Oberhand behalten. Fed-Chef Jerome Powell strebt eine vorauseilende Absenkung des US-Zinsniveaus an, weil er die Wirkungsverzögerung auf die Realwirtschaft mitberücksichtigt. Eine deutliche Senkung der Geldmarktzinsen wäre aus aktueller Datenlage nicht nötig.
Die EZB hat eine ganze Reihe expansiver Maßnahmen beschlossen mit dem Ziel, die Inflation wieder nahe 2 Prozent zu hieven. Die Frage, ob Preisstabilität - das Mandat der EZB - nicht auch bei 1 Prozent im Abschwung erfüllt ist, stellt sich da nicht. Und der Ausblick des scheidenden EZB-Chefs Mario Draghi verspricht, dass seine Nachfolgerin Christine Lagarde bis über 2020 hinaus wenig Spielraum für eine geldpolitische Neuausrichtung hat. Aus ihren bisherigen Kommentaren ist aber abzuleiten, dass sie sowieso auf der Seite der "Tauben" in der Geldpolitik steht.
Nachdem die Ursachen der Konjunkturabschwächung nicht mit geldpolitischen Maßnahmen zu beheben sein werden, wird bald die fiskalische Seite bedeutender. Die Erwartungen an Fed- und EZB-Politik sind auf den Devisenmärkten eingepreist. Daher dürfte das Zins- und Konjunkturdifferenzial weiter für den US-Dollar sprechen. Erst im Verlauf des zweiten Halbjahres 2020 sehen wir den Euro etwas stärker. Die Stärke des Franken wird in diesem Umfeld noch länger anhalten.
Die Wiederaufnahme des EZB-Anleihekaufprogrammes wird die Renditen der Kern- und Peripherieländer genauso nach unten drücken wie jene von Firmenanleihen. Negative Renditen quer über die Kurve dürften auf absehbare Zeit dominieren. In den USA sehen wir das Renditetief über der 1-Prozent-Marke im positiven Bereich. Den Aktienmärkten stehen bis Jahreswechsel noch volatile Zeiten bevor. Im Vorlauf für eine Industrieerholung der zweiten Jahreshälfte dürfte aber schon im ersten Halbjahr 2020 eine Fortsetzung der aufwärts gerichteten Kursentwicklung einsetzen.