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"Gelernte" Freiwillige

Von Petra Medek

Wissen

Hilfe auf Abruf, Administratives, die unzähligen alltäglichen Handgriffe oder einfach ein offenes Ohr haben - ohne ehrenamtliche Mitarbeit könnten gemeinnützige Organisationen ihren Aufgaben nicht nachkommen. Durch Weiterbildungsangebote helfen NPOs ihren Freiwilligen, mit den Anforderungen besser umzugehen. Diese Qualifikationen sollen zukünftig auch in einem Tätigkeitsnachweis dokumentiert werden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Derzeit werde bei Unternehmen und NPOs geprüft, wie eine solche Anerkennung der erworbenen Fähigkeiten erfolgen könne, berichtet Erika Winkler von der Abteilung Senioren und Bevölkerungspolitik im Sozialministerium im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". So sollen junge Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz mir dem Nachweis ihrer "social skills" punkten können, so Winkler.

Oft ist der ehrenamtliche Job nicht minder bereichernd als der vollbezahlte, aber auch nicht minder belastend - wie etwa in der Sterbebegleitung. Hospizarbeit wäre ohne Ehrenamtliche überhaupt nicht möglich", betont Ingrid Harasin, im Caritas Hospiz im Wien 23 unter anderem für die Koordination der Ehrenamtlichen-Arbeit verantwortlich. Das Hospiz verfügt über einen Stab von 40 bis 50 Personen, die regelmäßig ihre Zeit und Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung stellen. Zu ihren Aufgaben gehören Besuche bei Hospiz-PatientInnen daheim, Besorgungen, aber auch die Unterstützung des Personals im Tageshospiz.

Für die Bildungsangebote gibts es seitens des Hospiz keine verbindlichen thematischen Vorgaben, sagt Harasin: "Die Ehrenamtlichen überlegen selbst, was sie brauchen können". So stehen Seminare über Validation, Trauerarbeit, den Umgang mit den eigenen Ressourcen oder Nähe und Distanz, aber auch ganz praktische Themen wie Betten und Heben von PatientInnen am Bildungs-Programm. Die Vorträge und Seminare, für die das Hospiz aufkommt, finden einmal monatlich statt und umfassen je rund 2 Stunden. Um einen Austausch zu ermöglichen, organisiert Harasin einmal monatlich ein Treffen "ihrer" Freiwilligen, bei dem auch die nächsten Weiterbildungangebote besprochen werden.

Dass bei Seminaren und Weiterbildungsangeboten der Erfahrungsaustausch unter den Ehrenamtlichen in Gang gesetzt wird, ist auch für die Geschäftsführerin des Österreichischen Zivilinvalidenverbandes (ÖZIV), Hedi Schnitzer, ein besonders wichtigen "Begleiteffekt" der Qualifizierungsangebote. Mit seinem Angebot an die freiwilligen Helfer versuche der ÖZIV einen Bogen von praxisorientierten Informationen über Qualitätssicherung bis zur Selbstmotivation zu spannen, sagt Schnitzer, die selbst im Arbeitskreis mitgewirkt hat, der sich mit der Weiterbildung der Freiwilligen befasst (siehe unten). Und das breite Angebot scheint Anklang zu finden: Die Teilnehmerzahl steige stetig, und "es gibt bei uns Leute, die zu wahren Seminarhengsten geworden sind". Der ÖZIV stellt das Seminarprogramm für die Freiwilligen zusammen, am Ende jeder Einheit gibt es Evaluationsbögen für die TeilnehmerInnen. Finanzielle Unterstützung für die Seminare kommt vom Sozialministerium. Wie beim Caritas Hospiz ist die Teilnahme an Seminaren für Freiwillige in der Regel nicht zwingend notwendig, Schnitzer würde sich jedoch wünschen, dass bestimmte Fortbildungsmodule in einigen Bereichen verpflichtend werden.

Ein System, das man traditionell vom Roten Kreuz kennt: Dort müssen angehende Freiwillige aller Einsatzgebiete unterschiedliche Ausbildungsprogramme durchlaufen. So haben zum Beispiel angehende Rettungssanitäter ab 1. Juli in Summe 260 Ausbildungsstunden zu absolvieren. "Im Schnitt brauchen sie dafür ein Jahr, können aber währenddessen schon im Krankenwagen mitfahren", erklärt Brigitte Novotny, Assistentin der Personalentwicklung beim Wiener Roten Kreuz. Ein zeitintensives Unterfangen also, das trotzdem nur etwa 5 bis 10 Prozent aller "Lehrlinge" nicht zu Ende bringen. Rund 700 Freiwillige zählt allein der Landesverband Wien, 80 Prozent davon sind Sanitätshelfer oder im Katastrophenhilfsdienst aktiv. Die Bedeutung der Freiwilligen für das Wiener Rote Kreuz zeigt der Vergleich: Als Sanitäter sind nur 158 Personen hauptamtlich tätig, im Katastrophendienst gibt es hier ganze 3 Angestellte. Eine Relation, die erkennen lässt, dass Qualitätssicherung der Bildung auch Sicherung der NPOs bedeutet.

http://www.freiwilligenweb.at

http://www.rotes-kreuz.at

http://www.oeziv.at

http://www.hospiz-wien.at

http://www.ehrenamtsboerse.at