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Geliebter, gehasster Stalin

Von WZ Online

Europaarchiv

Vor dem 65. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland herrscht in mehreren russischen Städten Streit über die Würdigung des Sowjet-Diktators Josef Stalin. Während die offiziellen Plakate in Moskau das Konterfei des Diktators zeigen, wurden in anderen Städten ähnliche Poster entfernt.


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Ein Geschäftsmann in Kirow im Westen des Landes hängte ein riesiges Poster mit Stalin und fünf sowjetischen Generälen aus dem Zweiten Weltkrieg auf, das prompt abgenommen wurde. Der Geschäftsmann hatte nach eigenen Angaben die mündliche Erlaubnis der Stadt, das Plakat anzubringen. Eine Vertreterin der Stadt widersprach jedoch.

In der Region Altai etwa 3.000 Kilometer östlich von Moskau kündigte die Kommunistische Partei an, 70 Stalin-Plakate aufzuhängen. Auch in der zweitgrößten russischen Stadt St. Petersburg wollen die Kommunisten auf eigene Faust des Sowjet-Diktators (1879-1953) gedenken. In der Hauptstadt Moskau sollen mit ausdrücklicher Unterstützung von Bürgermeister Juri Luschkow rund um die Siegesparade mehrere Poster an Stalin erinnern.

Der Diktator habe die Sowjetunion als Oberbefehlshaber zum Sieg über den Hitler-Faschismus geführt, argumentieren die Befürworter der Plakataktionen. Hochrangige Politiker widersprachen jedoch. Die Bevölkerung habe den Sieg errungen, Stalin hingegen jede Menge militärischer Fehler gemacht.

Präsident Dmitri Medwedew und Regierungschef Wladimir Putin haben den Sowjetterror unter Stalin deutlich verurteilt. Westliche Diplomaten befürchten, dass die zu der Moskauer Siegesparade eingeladenen ausländischen Staats- und Regierungschefs aus Protest gegen die Stalin-Plakate ihre Teilnahme absagen könnten.