)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
War es ein gelungener Coup mit präzisem Zeitplan oder war alles nur Zufall? Jedenfalls hatte "Die Presse" spätestens Sonntag einen kürzlich im Büro des Landwirtschaftsministers eingelangten geheimen Rechnungshof-Rohbericht auf dem Redaktionstisch, der Nikolaus Berlakovich massiv inserierte Selbstdarstellung im Ausmaß eines zweistelligen Millionenbetrags vorwirft. "Die Presse" veröffentlichte die Anschuldigungen im Montagblatt. Die Vorausmeldung am Sonntag bewirkte nicht nur Zitierungen in Montagblättern, sondern auch einen ausführlichen "Zeit im Bild"-Bericht in ORF2 am Sonntag - wobei die Inseraten-Vorwürfe gegen Bundeskanzler Werner Faymann nicht mehr ausführlich wiederholt wurden. Alles rechtzeitig vor dem heutigen U-Ausschuss, in dem Berlakovich und Staatssekretär Josef Ostermayer zu den Anzeigen-Kampagnen Rede und Antwort stehen sollen. Egal wer - ob der Zufall, geschickte SP-Akteure oder schwarze Heckenschützen - die punktgenaue Aktion in Gang gesetzt hat, das koalitionäre Gleichgewicht ist nach wochenlanger einseitiger Kanzler-Medienschelte nun wiederhergestellt. Dass Berlakovich drei Monate Zeit zur Stellungnahme hätte, ist nun zweitrangig, nicht ganz so die Aussage-Verweigerung von Faymann. Jetzt zählt, welche politischen Verantwortlichkeiten für den angeklagten Missbrauch von Steuergeldern der U-Ausschuss offenlegt. Die Frage bleibt jedoch, wie die Koalition mit ihrer arg beschädigten Vertrauensbasis bei der nächsten Wahl eine Mehrheit zum Weiterregieren schaffen soll.