Frühpensionist Gerhard saugt in seiner Gemeindewohnung Staub. Der Staubsauger ist Ersatz für den Hund, den er nicht mehr hat. Und sauber macht er für die Frau, die er noch sucht, wohin er auch geht. Mit mäßigem Erfolg. Der Mittzwanziger Maxl sauft sich in seiner Stammhütte, dem Gemeindebau-Beisl "Zipp", nieder, wie fast jeden Abend.
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Weil er keine "Alte" hat. Seine Haberer feixen, dass er immer nur bis Monatsdritten liiert ist, weil dann sei er "neger" und das Mädel weg - bis zum 29., wenn sich das Trauerspiel wiederholt. Der Ex-Leibwächter und -Detektiv Otto wiederum träumt von einer großen Zukunft als Kulturmanager. Mittels "Casting" sucht er "Superstars des Gemeindebaus". Doch erst nach Stunden verirrt sich ein einsamer Jüngling mit einer müden "Hip Hop Freestyle"-Darbietung zu Ottos Jury. Vollgerammelt mit Möbeln, Gebinden und Heiligenbildern ist Aloisias enge Gemeindewohnung. Im Kampf gegen unerträgliche Geruchsattacken aus der Wohnung unterhalb vertraut sie auf Handfesteres: 25 Kartuschen Silikon sollen helfen, jede noch so kleine Ritze nach unten abzudichten.
Mit der neuen Montag-Hauptabend-Reihe "Leben im Gemeindebau" hat sich ATV eines vielversprechenden Themas angenommen. Leider mit wenig Esprit. Typen, Geschichten und Dialoge wirken wie ein müder Abklatsch der ORF-"Alltagsgeschichten", garniert mit ein wenig Kuppler-Flair à la "Liebesgschichten". Zumindest in Folge eins fehlte auch jeglicher Bezug zu realen Problemen in Wiener Gemeindeanlagen, etwa Konflikte mit Migranten, Jugendbanden, Kostenexplosion und vieles mehr. Das Leben im Gemeindebau auf Sonderlinge mit Hang zum Alkohol zu reduzieren, könnte beim Seher bald den Drang zum Abschalten erzeugen.
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