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Gemeinderätin L. Rudas im "Wiener Zeitung"-Gespräch: "So blöd sind wir Junge nicht!"

Von Werner Grotte

Politik

Sie ist erst knapp zwei Wochen angelobt und verirrt sich im Wiener Rathaus noch recht leicht. In ihren Zielsetzungen ist sich Laura Rudas, 22, aber äußerst klar: "Mehr Recht und Lebensraum für die Jungen." Etwa "Wählen mit 16" oder das "Recht auf einen zumutbaren Arbeits- und Ausbildungsplatz". Angesichts ihrer unverhohlenen Entschlossenheit, "etwas zu bewegen", dürfen sich nicht nur die Gemeinderäte anderer Fraktionen auf einiges gefasst machen.


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Bis jetzt ist alles noch sehr groß und neu im altehrwürdigen Wiener Rathaus, und der Weg zum gut getarnten SP-Gemeinderatsklub im obersten Stock ist "selbst vom Aufzug her noch schwer zu finden". Doch Laura Rudas hat ganz andere Sorgen: Immerhin wird es jetzt ernst, es stehen erste "echte" Gemeinderatssitzungen (etwa heute, Freitag) und Ausschuss-Arbeit bevor, in denen nicht angelobt und geklatscht, sondern gearbeitet, genervt und nicht selten gestritten wird.

Ihr bisheriger Eindruck: "Ich wurde herzlich empfangen und es sind alle sehr nett zu mir". Vorläufig. Im SP-Klub gebe es ja noch zwei andere unter dreißig, allerdings vier bzw. fünf Jahre älter. Im VP-Club sind es dagegen fast zwei Jahrzehnte zur nächstjüngeren Barbara Feldmann, Jahrgang `63. "Aber das ist ja das Problem, und das sieht man auch in der Regierungsarbeit dieser Partei: Sie tun zu wenig für uns Junge!", hält sie sich nicht lange mit diplomatischen Floskeln auf.

Sie ist angetreten, eine, oder auch mehrere Lanzen für junge Leute zu brechen. Und konfliktscheu ist die äußerlich ebenso reizvoll wie energisch wirkende Döblingerin nie gewesen. Schließlich ist auch ihr Vater Stefan Rudas, Chef des Wiener Psychosozialen Dienstes PSD recht dominant. Als "Anschieber" in der Partei will sie ihn nicht gebraucht haben: "Mein Vater ist Arzt und kein Politiker" kommt es wie aus der Pistole geschossen.

Keine Duckmäuserin

Denn durchgesetzt hat sie sich schon selbst; im Gymnasium in der Billrothstraße, wo "die Lehrer ziemlich genervt haben" und sie trotzdem die Matura gemacht hat. Und in der Partei, wo sie schon seit Jahren in Jugendorganisationen aktiv ist. So hat sich Rudas ausgerechnet den 15. Wiener Gemeindebezirk als den "ihren" ausgesucht: "Interessante Menschen, vielschichtig, jung, Aufbruchstimmung - ein Bezirk mit Zukunft". In einem Park dort hat sie bereits die Aufstellung eines lange geforderten Pavillons als Jugendtreff durchgesetzt. Ein kleiner Schritt, aber in die richtige Richtung: vorwärts.

Zukunft ist für die junge Frau mit dem forsch taxierenden Blick überhaupt ein Reizwort. "Wer keine Perspektiven hat, hat auch keine Zukunft". Etwa die vielen Jugendlichen ohne Job: "Wie kann man jungen Menschen so etwas antun, die verstehen doch die Welt nicht mehr. Bevor sie überhaupt eine Chance hatten, werden sie schon allein gelassen", klagt Rudas, "schauen sie sich doch die Gesichter beim AMS an: verloren, frustriert, ohne Hoffnung".

Ganz allergisch ist sie daher gegen Bemerkungen, wie sie von Ministerin Elisabeth Gehrer oder zuletzt aus der Wirtschaftskammer kamen, wonach junge Leute "weniger feiern", oder gar "ihre Faulheit weniger ausleben" mögen: "Eine Frechheit". Die Rechnung dafür würden die Politiker schon bekommen. Daher: je früher wählen, desto besser. Rudas´ zentrale Forderung ist "wählen mit 16 bundesweit". Denn die jungen Leute "sind nicht so blöd, die erkennen recht genau, wer ihnen die Zukunft versaut", sei es bei Ausbildung, Arbeitsplatz, Familie oder Umwelt.

Wer in ihre Sprechstunden kommt, könne künftig mit einem offenen Ohr im Rathaus rechnen, verspricht Rudas.

Laura Rudas studiert Publizistik und Politikwissenschaften, zieht aber die Politik eindeutig dem Journalismus vor: Denn zur Zeitung will sie später "sicher nicht".