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Gemeinsam fit für gemeinsame Märkte

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

"Erwarten Sie von dem ersten Kontakttag nicht zuviel", lautet die Warnung an die Vertreter von fünf niederösterreichischen Tischlereibetrieben während der Fahrt von Wien nach Budweis (Ceske Budejovice). Dort trafen vergangene Woche 45 Unternehmensvertreter aus Niederösterreich, Oberösterreich und der Tschechischen Republik zum "Kooperationstag der Tischler und Holzverarbeitenden Industrie" zusammen.


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Das Treffen wurde im Rahmen des Projektes "spolu" durchgeführt und ist das zweite dieser Art im heurigen Jahr. "Weitere Veranstaltungen sind bereits in Vorbereitung", meint Projektleiter Herwig Langthaler von der niederösterreichischen Regionalentwicklungsagentur Eco Plus. "spolu" ist der tschechische und slowakische Begriff für "gemeinsam".

Die niederösterreichischen Grenzregionen - das Wald- und Weinviertel sowie das Wiener Umland - rücken durch die für Mai 2004 geplante EU-Erweiterung von der Außengrenze in die Mitte der Europäischen Union. Das EU-geförderte Projekt "spolu" soll die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den österreichischen und tschechischen bzw. slowakischen Klein- und Mittelbetrieben fördern.

Der schon vor dem Grenzübertritt bei Gmünd (bzw. Ceske Velenice) ausgesprochenen Warnung vor zu hohen Erwartungen folgen weitere Ratschläge von Erwin Kreuzwiese von der ARGE Grenznutzen Gmünd, ein Partner von Eco Plus: "Verlassen Sie sich nie auf schlechte Dolmetscher! Knüpfen Sie Kontakte, und lernen Sie die Unternehmen selbst kennen! Papier und Homepage sind geduldig, doch schließlich kommt es auf die tatsächlichen Handlungen an".

Nach den ersten Kontakten ziehen die Unternehmer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" Bilanz: "Wir haben - auch durch familiäre Verbindungen - bereits Kontakt zu tschechischen Unternehmen", berichtet die Tischlermeisterin Maria Huserek. Ihr kleiner Familienbetrieb in Staatz ist vor allem auf Restaurierung spezialisiert. "Momentan ist es hauptsächlich ein gegenseitiges Weitervermitteln von Kunden", beschreibt Huserek die Kontakte zu den tschechischen Nachbarbetrieben. Am Kooperationstag konnte sie Kontakt zu einem potenziellen Partner knüpfen: Ein tschechischer Produzent soll künftig Holzspielzeug für ihr neues Geschäft in Staatz zuliefern.

Weniger Erfolg hatte der Fenster- und Türen-Produzent Wolfgang Bruckner: "Ich suche einen Vertriebspartner für Fenster und Türen in Tschechien.

Aber die Unternehmer, auf die ich gewartet hätte, sind nicht gekommen".

"Erfahrungen mit EU-Partnern sammeln", steht für Augustin Soukup von der tschechischen MANE Holding im Vordergrund. Derzeit erarbeitet das (Holz-)Baunternehmen gemeinsam mit einer Linzer Immobilienfirma ein Projekt am Moldausee. Geplant ist der Bau von Einfamilien- bzw. Ferienhäusern.

Vom bevorstehenden EU-Beitritt der Tschechischen Republik erwartet sich Soukup eine bessere und aus rechtlicher Sicht einfachere Zusammenarbeit zwischen den Betrieben in den Nachbarländern. Es sei wichtig, Kontakte zu knüpfen, denn auch trotz EU-Erweiterung werde es sicher noch dauern, "bis auch kulturell die Grenzen fallen".

Info: Eco Plus, Herwig Langthaler, Tel.: 01/523 78 50-34, E-Mail: h.langthaler@ecoplus.at, http://www.spolu.net